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Der Krieg ums Bier in Egg

Geplant hatte ich die Aufarbeitung der Geschichte der Brauerei Egg schon länger. Nun ist der Zeitpunkt gerade recht. Erstens kam das erste Bier der Brauerei Egg vor genau 130 Jahren zum Ausstoß. Zweitens durfte ich vergangene Woche im Archiv der Brauerei stöbern. Ich war auf der Suche nach Bildern für meine 'Egger Dorfgeschichten', die im kommenden Jahr erscheinen werden. Als kleines Dankeschön darf ich nun allen Mitarbeiter/Innen der Brauerei Egg und meiner Leserschaft diesen Bericht vorstellen.



 

Früher gab es bekanntlich in fast jeder Gemeinde im Bregenzerwald eine oder mehrere Brauereien. So auch in Egg.


Das Heilbad Oberbad kann bis 1600 zurückverfolgt werden. 1804 ist Konrad Eberle Badwirt und Braumeister. 1849 Übergabe des Betriebes durch Eberle Nachfolger Johann Peter Büchele and seinen Sohn Konrad. 1850 Positive Qualitätskontrolle von Bücheles Bier. 1870 Erwerb aus der Konkursmasse durch Braumeister Johann Jakob Meusburger.

1890 erneuter Konkurs. 1891 Übernahme durch Lehrer Josef Kohler und Stilllegung der Brauerei.


Vorarlberger Volksblatt 16.5.1879


Oberbad Großdorf.


Die Obere Hubermühle (damals auch Unterbad genannt, heute Gasthof Traube) kann bis ins Mittelalter zurückverfolgt werden.

Kaspar Ritter (Scheagrettars) aus Andelsbuch erwarb 1835 die alte Mühle.

Nach dem Abbruch baut er das Gasthaus zur Traube mit Bierbrauerei an der neuen Großdorfer Straße. 1839 erwirbt Jakob Berlinger das Anwesen und betreibt die Säge und eine Textilfärberei. 1850 erwirbt Johann Peter Raid die Obere Hubermühle. Es folgt eine Neueinrichtung des Bades und er betreibt die Brauerei.


Inserat von 1871


Raid ist ein Sohn des Brauerei Wirtes in Krumbach. 1850 Erweiterung des Betriebes durch eine Malz-Rösterei.1886 Zusammenschluss der Brauereien mit seinem Vater in Krumbach. 1882 Übernahme durch Sohn Franz Anton Raid. 1886 Konkurs. 1891 Übernahme durch Kaspar Felder, Sohn des Drei König Wirtes Jodok Felder aus Großdorf.


Gasthaus zur Brauerei in Krumbach.


 

Die Gemeinde Egg um 1900. Mit der gerade eröffneten, neuen Fluhbrücke, der alten Kirche und der alten Schule. Im Jahr 1900 hatte die Gemeinde Egg 1920 Einwohner.


Gemeindevorsteher von 1889 bis 1904 war der Landwirt Josef Anton Natter, Pfister.


 

Die Akteure und Gründer Aktionäre der Aktienbrauerei Egg im Jahr 1889.


Kaspar Kohler (Klölar), Mühle 26.

Kaspar Kohler, geb. 1858, hat 1892 Elisabetha Schwärzler von der Schwärzler Brauerei und dem Gasthaus Sonne in Lingenau geheiratet. Ihre Mutter war eine Schwester des fast allmächtigen Käsegrafen und Adlerwirts von Schnepfau, Gallus Moosbrugger. Die zwei Töchter Rosa, geb. 1894 und Laura, geb. 1899 wuchsen in der Mühle im Gasthaus auf.


Kohler war zunächst Käse-und Weinhändler, ab 1885 war er Wirt im Gasthaus Zur Frohen Aussicht in der Mühle.


Ab 1896 war Kohler Kassier der Sparkasse. Bereits 1902 schlug er vor, dass die als Verein geführte Spar- und Vorschusskassa von der Gemeinde übernommen werden solle. Die Verhandlungen zogen sich allerdings bis 1907 hin. 1900 war er im Auftrage der Gemeinde Egg Verhandler der Grundablösen für die Wälderbahn. 1901 war Kohler eine der treibenden Kräfte zur Gründung des Verschönerungsvereines. 1903 war er Mit-Finanzierer der Badeanstalt Egg. 1906 war Kohler Gründungsmitglied des Turnvereines Egg. 1907 war Kohler einer der Hauptakteure beim Bau des Elektrizitätswerkes Egg. 1910 hat Kohler den Bau der Sennerei Mühle angeregt. Mit Kohlers finanzieller Unterstützung wurde der Obst- und Gartenbauverein gegründet. 1912 gründete Kohler die 1. Vorarlberger Strohhutfabrik.


 

Kaspar Ritter, Mühle 45.

Kaspar Ritter, geb. 1863 war Kunsttischler von Beruf.

1876 Gründungsmitglied des Musikvereins Egg und Obmann von 1883 bis 1888.

1880 Gründungsmitglied der Freiwilligen Feuerwehr Egg, 1885 Gründer des Egger Theatervereins, der Dilettantenbühne.

Musikverein Egg 1879. 1. Reihe Kaspar Ritter, 2. Reihe links Kaspar Simma, rechts Michael Moosbrugger.


1895 zog Kaspar Ritter in seine neue Villa in der Mühle.


1906 haben Kaspar Ritter und Margarethe Natter, Mühle geheiratet. Kaspar war bereits 43 und Margarethe 20 Jahre alt.


Bereits beim Neubau der Volksschule Bezau im Jahr 1890 lernten sich Johann Bertolini und Kaspar Ritter näher kennen. Die Arbeitsbeziehung intensivierte sich beim Neubau der Brauerei Egg. Fortan war Ritter bei vielen von Bertolinis erstellten Bauwerken zuständig für die Statik, Planung, oder er hatte die Bauführung inne.

 

Johann Kaspar Simma, Loco 9.

Kaspar Simma, geb. 1860 war Sohn des Egger Käsegrafen und Löwenwirts Josef Leo Simma, Kaspar war Löwenwirt, Stickereibesitzer, Käsehändler. 1876 Gründungskapellmeister des Musikverein Egg, 1880 Chordirigent des Kirchenchors und Organist. Ab 1890 treibende Kraft für den Bau der Wälderbahn. 1907 Gründer des Elektrizitätswerks Egg.



1883 Hochzeit mit Maria Katharina Ritter (Kaspar Ritters einzige Schwester)


Bild von 1894 vor dem Gasthaus Löwen.

v.l.n.r.: Kaspar Simma mit Alfons, Maria Katharina mit Friedrich, Maria, Leo, Die Eltern Maria und Leo Simma. Tochter Olga wurde 1895 geboren.

 

Kaspar Felder, Hub 505.

Geboren 1864 als Sohn des Drei König Wirts Jodok Felder in Großdorf. 1891 Heirat mit Aloisia Mayer vom Gasthaus Krone in Schruns. 1881 war Kaspar Felder Buchhalter beim Löwenwirt Leo Simma.

1886 übernahm Kaspar Felder die obere Hubermühle mit dem Sägewerk und dem Badehaus. Das Gasthaus zur Traube mit der Brauerei erwarb er 1891. 1894 wurde das alte Badehaus abgetragen und ein Wohnhaus mit Sennerei errichtet (Hub 505). 1896 folgte der Abbruch der Säge. Das freiwerdende Wasserrad trieb nun den Rührkübel in der Sennerei an.



Eröffnung des Kaspar-Felder-Weges auf die Winterstaude am 18.8.1907 (Felder ganz vorne). Kaspar Felder war Obmann des Alpenvereines Bezirk Egg.


Felder komponierte die Volksweise 'Meor sand vom Wäldarland'.

 

Josef Natter ließ das Gasthaus zur Post in Egg 1875 errichten. Er war ein Sohn des mächtigen Bezauer Postwirtes Kaspar Natter.


Dr. Engelbert Feurstein, Loco 6.

Dr. Feurstein, geb. 1853 war ein Schwager von Josef Natter. Er konnte den Gasthof zur Post mit der k.k Poststelle 1893 erwerben. Kurze Zeit später erwarb er auch das Haus vis-a-vis der Familie Hammerer, die spätere Post Dependance. Dr. Feurstein war Gemeindearzt, Bahn-Arzt während des Baus der Wälderbahn und ab 1903 Badearzt in der Badeanstalt Egg.


Josef Natter verzog nach Schwarzach und kaufte den Bregenzerwälderhof. Dies war eine umtriebige Wirtschaft, da von hier das Postkutschenservice in den Bregenzerwald führte.


Holztransport von der Alpe Untere Falz vor Josef Natters Gasthof in Schwarzach im Jahr 1894.


Nach Inbetriebnahme der Wälderbahn zog Josef Natter nach Bregenz und kaufte das Gasthaus zum Lamm.

 

Michael Moosbrugger, Gerbe 24.

Michael Moosbrugger, geb. 1862 war von Beruf Müller. 1883 hat er Maria Rosa Feurstein geheiratet. 1890 hat Michael Moosbrugger die Bruggmühle von seiner Mutter übernommen.


Die Bruggmühle wurde am 18.7.1897 ein Raub der Flammen. Anfang Jänner 1898 wurde die neue Bruggmühle eröffnet.



Die Bruggmühle und das neue Ochsenwirts Gebäude (heute Tuapar) wurden gleichzeitig in sechs Monaten von der Firma Johann Bertolini errrichtet.

 

Leo und Melchior Meusburger, Mühle 41.

Die Brüder Meusburger hatten das Gasthaus zur Taube 1885 erworben.

Leo Meusburger geb. 1853 blieb ledig und war ab 1898 Metzger in der hauseigenen Metzgerei. Melchior Meusburger geb. 1854 war Taubenwirt und Gründungsobmann des Musikvereins.


Ansichtskarte aus dem Jahr 1908.


 

Tierarzt Jodok Kessler.

Der Dorftierarzt Jodok Kessler, geb. 1832 stammte aus Riezlern im Kleinwalsertal und war mit Maria Katharina Natter verheiratet.



 

1889 als das Projekt Brauerei Egg begann, hatten die Akteure folgendes Alter:


Zur Frohen Aussicht Wirt Kaspar Kohler 31 Jahre

Kunsttischler Kaspar Ritter 26 Jahre

Löwenwirt Kaspar Simma 29 Jahre

Traubenwirt Kaspar Felder 25 Jahre

Dr. Engelbert Feurstein 36 Jahre

Müller Michael Moosbrugger 27 Jahre

Metzger Leo Meusburger 36 Jahre

Taubenwirt Melchior Meusburger 35 Jahre

Tierarzt Jodok Kessler 57 Jahre


Den Jungen und Mutigen gehört die Zukunft.

 

Kaspar Kohler (Klölar) verfasste im Jahr 1930 die handgeschriebenen Erinnerungen seines Schaffens. Ich darf diese nun wörtlich mit euch teilen.

Ich werde die Kohler Erinnerungen in Kursivschrift hervorheben.


Im Jahre 1889 saßen Herr Dr. Feurstein, Kaspar Simma, Kaspar Felder und ich eines Sonntag- abends im Gasthaus Drei König in Großdorf und besprachen sich gegenseitig, ob nicht ein gemeinsames, einträgliches Geschäft in Egg gegründet werden könnte. Nach mehreren Erörterungen brachte ich zum Ausdrucke, dass sich wohl am besten eine modern erbaute Brauerei am einträglichsten gestalten dürfte.



Herr Kaspar Simma wurde mit Erhebungen und Vorarbeiten zu diesem Zwecke betraut. Nach geraumer Zeit befragte ich, welche Ergebnisse Herr Simma zusammen gebracht habe. Herr Simma erklärte kurzerhand, dass er Berechnungen angestellt habe und auf Grund derselben den Eindruck gewonnen habe, dass wegen der erforderlichen Kapitalanlage diese Neugründung untunlich erscheine.


Im Jahre 1890 kam die Sägmühle des Johann Baptist Troys Erben mit dazu gehörigen Wiesen, auf welchen das jetzige Brauerei-Gebäude erbaut wurde, zur exekutiven Versteigerung und wurde von den Herren Kaspar Simma, Doktor Feurstein, Kaspar Ritter, Michael Moosbrugger und Jodok Kessler zu dem Zwecke ersteigert, um den Troys Kindern wieder aufzuhelfen. Die gute Absicht genannter Herren scheiterte an der Möglichkeit, da jede weitere finanzielle Unterstützung fehlte. Das Ersteigerungsobjekt hatte einen Kaufpreis von rund 6000 Gulden.


 

Johann Baptist Troy wurde am 5. Juni 1840 in Egg, Hof 50 geboren.


Der Zwei-Meter Mann Johann Baptist Troy bei der Gründerversammlung des Männerchors Egg im Jahr 1868. (Bildmitte).


Seine Säge stand auf dem heutigen Betriebsareal der Brauerei Egg. Er starb am 11. Februar 1885. Er hatte eine gefährliche, ansteckende Krankheit, niemand durfte mit ihm in Berührung

kommen, um eine Ansteckung zu vermeiden. Die Beerdigung musste um Mitternacht bei

Laternenschein vorgenommen werden, den Sargträgern überreichte man ausgiebig Schnaps zum Schutze vor Ansteckung. Eine alte Frau, die Gattin des Franz Josef Fetz zur Mühle, konnte sich erinnern, dass viele Bewohner des Weilers Mühle dem grausigen Ereignis zusahen. Der Verstorbene, ein Mann mit 2 m Größe, hinterließ seine Frau und fünf unmündige Kinder (aufgeschrieben von Ulrich Troy, Pfister, Johann Baptist Troy war sein Großvater ).


Zuerst gab es ein Ansinnen der Witwe Agathe Troy, die Säge weiterzuführen. Schlussendlich wurde die Säge dann verkauft und die Familie Troy fand Quartier im Haus Fluh 165 (heute Wolfgang Troy).



Johann Baptist Troy ist an Pocken gestorben.

 

Die Unmöglichkeit eines gemeinsamen Sägebetriebes einsehend, kam eines Tages Herr Simma zu mir und befragte mich, ob ich heute auch noch willens wäre eine Brauerei zu erbauen, in welchem Falle, er dahin trachten würde, das Troysche Sägewerk zur Verfügung, stellen zu können. Ich erwiderte kurz, dass ich auch heute noch, sowohl wie seinerzeit, den Standpunkt einnehme, dass eine modern erbaute Brauerei einträglich und im Bregenzerwald als Notwendigkeit erscheine, da die bis dahin bestandenen Brauereien der Konkurrenz nicht standhalten können und somit der Bregenzerwald den modern angelegten Brauereien Vorarlbergs als Hinterland in die Hände gelegt würde. Diese Besprechung, hat im April 1892 stattgefunden.


 

Am 11. August 1892 wurde im Kaiserreich der silbergestützte Gulden abgeschafft und die goldgestützte Krone eingeführt. Der Umwechslungskurs war 2 : 1, was einer 50-prozentigen Geldentwertung gleichkam.



 

Feldkircher Zeitung 5.11.1892


Herr Simma machte sich sofort auf den Weg eine Gesellschaft zusammen zu bringen und gelang ihm als weitere Gesellschafter Dr. Feurstein, Kaspar Ritter, Jodok Kessler, Leo und Melchior Meusburger, Michael Moosbrugger und mich zu gewinnen. Es begannen dann gegenseitige Verhandlungen und wurde namentlich die Bauplatzfrage einer lebhaften Erörterung, unterzogen, da Herr Kaspar Felder sich alle Mühe gab die Raid'sche Brauerei zur Traube, deren Besitzer er war, an die neue provisorisch gebildete Gesellschaft zu verkaufen. Dies letztere Anerbieten drohte die Gesellschaft zu zersplittern, da das Troy'sche

Sägewerk, wie erwähnt, zu 6000 fl erkauft werden musste, während dem Herr Felder sein freistehendes Brauerei Gebäude mit Wasserkraft unentgeltlich in das Eigentum der Gesellschaft überlassen wollte.


Ich lehnte geradewegs das Anerbieten Felders ab, mit der Begründung, dass durch die erschwerte Zufuhr jährlich mehr als der Zinsenverlust, ersterem Projekt gegenüber, verausgabt werden müsste. Dieser Ablehnung schloss sich auch Herr Dr. Feurstein und in weiteren Folgen sämtliche andern Herrn an. Durch diese Ablehnung fühlte sich Herr Felder sehr beleidigt, trat aus der Gesellschaft aus und wie später berichtet, nicht ohne Hintergedanken.


 

Im Monat Mai des Jahres 1893 wurde dann die Gesellschaft als offene Handelsgesellschaft, vertraglich festgelegt und bei dem k.k. Bezirksgericht als Handelsgericht in Feldkirch zur Protokollierung, unter der Firma "Brauerei Egg", Simma, Kohler u. Comp. eingereicht.

Als erste Geschäftsführer wurden Kaspar Simma und Kaspar Kohler gewählt.

Im gleichen Monate wurde mit der Firma Johann Müller in Mindelheim wegen Erbauung und Einrichtung in Verhandlungen getreten und sich mit ihr dahin geeinigt, dass sie die Baupläne unentgeltlich beizustellen habe, die Brauerei Einrichtung mit allen feststehenden Maschinen wurde ihr übertragen.


Vorarlberger Landeszeitung 21.6.1893


Wiener Zeitung 26.4.1894


 

Das Sudwerk war auf 25 hl eingerichtet. Das Mauerwerk des Baues wurde von Johann Bertolini im Taglohn, die Zimmermanns-Arbeiten von Anton Fetz zur Ausführung gebracht. Nebenbei sei erwähnt, dass die maßgebenden Persönlichkeiten in Egg sich dem Unternehmen gegenüber wenig Freude zeigten, da sie in dieser Erbauung eine Trickstätte erblickten, andererseits ihnen der Unternehmungsgeist dieser jungen Leute als zu hochfahrend und zu gewagt erschien.


Der Volksfreund 4.8.1893


Die Ausführung des Baues machte große Schwierigkeiten, da durch den Grundaushub, welcher aus lauter Lehm bestand und gleichzeitig ununterbrochen 14 -tägiges Regenwetter eintrat, durch Senkung der Berglehne den bergseitigen Maueraufbau fast unmöglich machte. Bis gegen Mitte Oktober wurde der Bau unter Dach gebracht.


Das neuerbaute Brauereigebäude, Gerbe 500 und rechts daneben das Sägewerk, Gerbe 477 von Johann Baptist Troy. Davor die Spenglerei von Balthasar Heidegger, Gerbe 498.


Das Stammkapital betrug 10,000 fl auf 80 Anteile aufgeteilt, zur Hälfte bar einbezahlt, zur anderen Hälfte als Darlehen der Spar-und Vorschusskassa Egg entnommen. Als erster Brau-meister wurde H. Strobl angestellt.


Am 24. März 1894 kam das erste Bier zum Abzug und kann ich eine Episode zu erwähnen nicht unterlassen. In der Frühe 7 Uhr erschienen zu diesem Behufe die Gesellschafter Herr Simma, Dr. Feurstein, Herr Moosbrugger und ich zur Kostung und Abzug des ersten Bieres. Herr Müller, Mindelheim besorgte einen Abzugs-Glashahnen, der nicht weniger als

45 Mark kostete und eine Universalneuheit sein sollte. Herr Simma machte mit dem Hahnen den ersten Versuch, welcher aber nicht glückte. Herr Moosbrugger machte als zweiter auch keine bessere Erfahrung, nun kam als Dritter Herr Doktor Feurstein, welcher den Rock aus-zog und mit den Worten: Herrgott das muss gehen, den weiteren Versuch machte, welcher zur Folge hatte, dass alle mit Bier übergossen wurden und Herr Doktor seinen Rock und Stock nahm, um seine Patienten zu besuchen. Herr Simma und Herr Moosbrugger ihren gleichzeitigen Weggang motivierten, dass ihre ältesten Töchter Erstkommunikanten seien, daher in die Kirche gehen und überdies Herr Simma orgeln müsse. Herr Braumeister hatte dann Gelegenheit ohne jede weitere Beeinflussung zu Arbeiten.



Das erste Bier wurde allseitig als sehr gut befunden, doch schon nach Wochen, wurde an demselben der Trieb getadelt, da eine Überspundung, im Lagerfass den Trieb behinderte. Neben dieser Bemängelung waren noch viele Kinderkrankheiten, wie bei jedem neuen Unternehmen, vorhanden, die insbesondere Herrn Tierarzt Kessler veranlasste, unzufrieden zu sein und seine Anteile den andern Gesellschaftern zum Kaufe anbot und von denselben, wie in Büchern ersichtlich, übernommen wurde. Auch andererseits boten die unwesentlichsten Kinderkrankheiten eine Handhabe uns in böswilligster Weise zu schädigen.

 

Auch Herr Kaspar Felder benützte diese kleine Gelegenheiten uns einen erklecklichen Fußtritt zu geben, indem er die Vertretung, und das Verschleiß des Bieres der Brauerei Mohren in Dornbirn übernahm. Um nun eine bestmöglichste Qualität Bier zu bekommen wurde der Braumeister Posten gewechselt und Herr Ernst Seitz als Braumeister eingestellt. Leider mussten wir auch mit diesem böse Erfahrungen machen, da derselbe geistig leidend war. Nach dem Austritte von Herrn Seitz engagierten wir Herrn M. Mayer aus Biberach, aber auch mit diesem hatten wir kein Glück.


Durch diese Ereignisse bzw. Vorkommnisse machte sich auch ein Unwillen bei Dr. Feurstein bemerkbar, insbesondere da keine Zinsen vom Stammkapital ausbezahlt wurden. Über Vorstelligwerden wurden auch Herrn Dr. Feurstein seine Stammanteile von Gesellschaftern, wie in den Büchern ersichtlich, übernommen. Trotz allen vielen Schwierigkeiten gedieh das Geschäft und brachte guten Nutzen.


Kessler und Feuerstein wurden als Aktionäre gestrichen.

Kleine Wiener Zeitung 1.5.1894.


 

Vorarlberger Volksfreund 18.5.1894


Die Brauerei lieferte sein Bier in den Bregenzerwälderhof auch nach Schwarzach zum ehemaligen Postwirt von Egg.


 

Im März 1898 kam die Schwärzlersche Brauerei in Lingenau zur Versteigerung. In dieser Versteigerung eine Konkurrenzgefahr erblickend, entschlossen sich die Gesellschafter am Vorabende bis zu 20,000 fl zu bieten, doch der Tag der Versteigerung bot ein ganz anderes Bild. Herr Kaspar Felder mit seinem Bruder Anton einigten sich mit unserem früheren Braumeister Mayer, dieselbe zu erwerben. Weiter bildete sich in Lingenau ein Consortium unter Anton Schwärzler, welches sich die Aufgabe stellte, die Einsteigerung unter allen Umständen zu machen. Angesichts dieser unvorhergesehenen Lage entschlossen sich die Bevollmächtigten unseres Unternehmens Herr Simma und ich bis auf 25,000 fl zu bieten. Unser festes Mitbieten mochte für Felder bestimmend sein, dass er die Erwerbung mit Mayer aufgab und sich dem Vorderwälder Consortium anschloss, welches denn auch das Objekt mit 25,600 fl einsteigerte. Diese Einsteigerung erzeugte in Lingenau großen Jubel, sodass die Musikkappelle von Lingenau wenige Minuten nach dem Zugschlag ihre Weisen

feierlich ertönen ließ.



Das Geschäft wurde möglichst modern ausgebaut und gab unserem Absatzgebiet im Vorderwalde einen nicht unbedeutenden Hieb. Die Geschäftsführung der Brauerei Lingenau hielt zwar unsere Ponise ein, doch die Konditionen änderte sie dahin, dass sie den Kunden 2% gewährte. während dem wir bis dahin nur netto Kassa verkauften. Um nun im Vorderwalde nicht ausgedrückt zu werden, kauften wir das Gasthaus Adler in Riefensberg, wohl an der äußersten Grenze gelegen, in der Absicht, durch diesen Kauf den Grossteil der Wirte des Vorderwaldes mit dem Fuhrwerk zu streifen.


Gasthaus zum Adler, Riefensberg.


Nach dem ersten Betriebsjahre wussten sich die Brüder Felder für sie günstig los zu trennen. Herr Felder brachte es nicht über sich uns nun ruhen zu lassen, sondern entschloss sich wieder mit seinem Schwager Josef Zengerle in Reuthe, daselbst eine Neubrauerei zu erbauen. Dieses sein neues Unternehmen, brachte uns nach Inbetriebsetzung merklichen Schaden, weniger noch an Kundenentgang, als viel mehr durch Herabsetzung des Bierpreises, welcher per hl 2 Kr. betrug. Ich erinnere mich noch recht gut, wo ich zu Herrn Simma sagte, die Brauerei Reuthe wird für uns gebaut. Herr Simma war nicht weniger dieser

Ansicht.


Durch diese zwei neu erbauten Konkurrenten, welche uns fortwährend durch Kundenentzug schwere Rippenstöße versetzten, hiess es sich fest in den Sattel setzen, um nicht zu Fall zu kommen.


1902 wurde die Bregenzerwaldbahn eröffnet. Mit dieser Eröffnung, bot sich ein Ausblick, ein Absatzgebiet in Bregenz mit Umgebung zu suchen, da bei der Brauerei nur der Absatz die Grundlage des Verdienstes bietet.


 

Michael Moosbrugger war einer der Organisatoren des großen Volkfestes, anlässlich der Wälderbahneröffnung. Am Tag vor der Eröffnung kam es zu einem tragischen Unglück. Moosbrugger betrieb ein kleines Kraftwerk am Schmittenbach, dass der Bruggmühle Strom lieferte. Sein Pullover Ärmel verwickelte sich in der laufenden Generatorwelle und Moosbrugger kam auf tragische Weise ums Leben.


Eröffnung der Wälderbahn am 21.9.1902.


Dieses Bild zeigt den Festumzug am Sonntag und das 1894 erbaute E-Werk der Bruggmühle.


Kaspar Felder war Festführer beim zweitägigen Volksfest zur Eröffnung der Wälderbahn. 6000 Menschen besuchten das Fest und der Bierausstoß war enorm.



Michael Moosbrugger hinterließ seine Frau und sechs Kinder.

Nach dem Tod von Michael Moosbrugger wurden seine minderjährigen Kinder Gesellschafter der Brauerei Egg.


23.12.1903


 

Tatsächlich fanden wir dort ein Absatzgebiet in Bregenz, das aber nur durch Finanzierung der Kunden zu erwerben war. Unser Angestellter Vertreter Xaver Heim in Bregenz förderte und begutachtete die Finanzierungen und wenn wir einmal solche zurückwiesen, erfolgte dieselbe durch eine andere Brauerei.


Vorarlberger Tagblatt 19.5.1907


Die Geschäftsgebahrung war damals nicht nur ungesund, sondern gerade krank. Vor dieser Krankheit blieb auch unser Geschäft nicht verschont, es mussten bis auf den heutigen Tag folgende Gastwirtschaften mangels Deckung, erworben werden: Restauration Schwarzenberg in Andelsbuch, Gasthof Linde in Hard, Gasthof Engel, Alberschwende, Krone Langenegg.


 

Trotz langer Recherchen konnte ich nicht herausfinden, ob der Gasthof Linde in Hard tatsächlich in Besitz der Brauerei Egg war. Dafür habe ich andere anzubieten. Ein Überblick.


Vorarlberger Landeszeitung 23.3.1899


Ob das Gasthaus zur Sonne in Unterlangenegg in Besitz der Brauerei überging, ist mir nicht bekannt.

 

Das Gasthaus Engel in Alberschwende, Dresslen 235 wurde 1900 übernommen. Die dortige Brauerei wurde stillgelegt.


 

1903 ersteigerte die Brauerei Egg die neue Bahnhofsrestauration in Bezau.


 

1904 hat die Brauerei Egg den Gasthof zur Krone in Doren, Brenden gekauft und die dortige Brauerei stillgelegt.


 

Das Gasthaus zur Krone in Unterlangenegg wurde 1907 an Josef Schneider (Toneles Josef), Rain und seine Gattin Angelika Natter verkauft. Es ist gut möglich, dass es vorher der Brauerei Egg gehörte.


 

Vorarlberger Landeszeitung 29.7.1908


Einer angesuchten Gastwirtekonzession wurde nicht nachgekommen. Die Brauerei Egg richtete nun im Gasthaus zum Rad ihr Bier Depot ein.

 

Auch Kaspar Felder und sein Schwager Josef Zengerle, Unterstein ließen nicht locker.

1903 kaufte die Genossenschaftsbrauerei Reuthe das Gasthaus zum Gams, Bezau und legte die dortige Brauerei still.


 

Die Brauerei Egg am 3.4.1905


 

Was sonst noch passierte.


Innsbrucker Nachrichten 31.7.1905


Vorarlberger Volksfreund 5.8.1905


Vorarlberger Landeszeitung 20.12.1907


Der sogenannte Eisgalgen.


Der Balken wurde besprüht. Das fertige Eis wurde im Eiskeller gelagert und soll bis in die Sommermonate gehalten haben.

 

1908 starb unser Gesellschafter Kaspar Simma und mit diesem Hingange erlitt das Geschäft einen großen Verlust, er und ich waren täglich beisammen, berateten und gingen durch Dick und Dünn. Die erfolgte Neuwahl ergab Kaspar Ritter als Geschäftsführer, der aber keine geschäftliche Ausbildung genossen, sondern das Schreiner Handwerk erlernte und betrieb.


Kaspar Simma verstarb am 23.8.1908 nach einem längeren Krebsleiden.


Nach dem Ableben von Kaspar Simma übernahm Schwager Kaspar Ritter die Vormundschaft der unmündigen Kinder. Er leitete nun zusammen mit Kaspar Kohler die Brauerei. Gleichzeitig wurde dem Buchhalter und entfernten Verwandte Johann Kaspar Simma, Andelsbuch Einzelprokura erteilt. Seine Gattin war Fanni Simma, eine Tochter von Dr. Feurstein; sie wurde zur bekannten neuen Löwenwirtin, bis die älteste Tochter vom verstobenen Kaspar Simma Maria Helbock die Geschäfte selbst in die Hand nahm.


Vorarlberger Landeszeitung 23.9.1908


 

Vorarlberger Volksblatt 7.4.1909



Gemeindeblatt Lustenau 11.4.1909


Vorarlberger Volskblatt 11.4.1909


 

1909 kündete der damalige Braumeister Max Ach, welcher in die Brauerei Kundl in Tirol in Stellung ging. An diese Stelle wurde dann der schon etwa 8 Jahre dienende erste Braubursche Philipp Wagner gestellt.


v.l.n.r.: sitzend: der scheidende Braumeister Max Ach, der neue Braumeister Philipp Wagner, Buchhalter Hanspeter Natter. stehend: Sebastian (Wastl) Neumeier, Maria Anna Wagner, geb. Raid, Margarethe Natter geb. Willi, Thomas Waldner (Toma).


 

Im Frühjahr1910 erwarben wir auch käuflich die Brauerei Reuthe, für 135,000 Kr. und erreichten dann einen jährlichen Bier Ausschlag von 14,000 hl. Für den Betrieb wurden in Egg 6 Pferde, im Depot Bregenz 2 Pferde gehalten. In Bregenz hatten wir einen Bierabsatz von 1,000 hl. Das Depot hatten wir bis 1909 in verschiedenen gemieteten Kellern, von da ab im neuerbauten Eiskeller Gasthaus Rad der 600 Kubikmeter Eis fasste und welches wir im Exekutionswege kaufen mussten.


Der Kauf der Brauerei Reuthe musste für Kaspar Kohler eine Genugtuung gewesen sein.

Das Felder und Zengerle schon ein Jahr vor dem Brauereineubau das Gasthaus Engel in Reuthe kauften, hat Kohler in seinen Memoiren nicht erwähnt.


Vorarlberger Volksblatt 31.3.1910


Vorne das Gasthaus Engel in Reuthe, rechts die Brauerei von Felder und Zengerle. Der angestellte Braumeister Hirtreiter konnte später das Gasthaus Engel erwerben.


Karl Hirtreiter stammte aus Ottering in Niederbayern. Die Angabe auf dem Sterbebild ist falsch.


Auch das Felder bereits 1908 verstarb, ist in den Memoiren von Kohler nicht vermerkt.


Kaspar Felder hienterließ seine Frau und sieben Kinder


Übrigens wurde die Sennerei Felder an der Hub 1911 eingestellt und auf Anraten von Kaspar Kohler im Weiler Mühle neu gebaut.

 

Innerhalb von zwei Jahren wurden die Löwenwirts Kinder zu Vollwaisen.


Das Schicksal der Löwenwirts Kinder. Der Vater verstarb mit 48 und die Mutter mit 49 Jahren. Sohn Friedrich, geb. 1894 hatte Lungentuberkulose. Er verbrachte den Weltkrieg in einer Heilanstalt in der Schweiz und verstarb 1921. Tochter Olga, geb. 1895 verstarb 1918 an der Spanischen Grippe. Sohn Alfons, geb. 1898 verstarb 1913 in der Valduna in Rankweil. Die älteste Tochter Maria hat 1910 Nikolaus Melchior Helbock aus der Messmerreuthe geheirat. Helbock ist 1916 im Trentin gefallen.


Der hochgedekorierte Zugsführer, aufgebahrt in der Löwenstube.


 

Die 'Vorarlberger Wacht' war das Medienorgan der Arbeiterschaft. Nach dem Weltkrieg wurde die Zeitung von den Sozialdemokraten übernommen.


Vorarlberger Wacht 11.8.1910


 

1910 im Juni wurde durch das Hochwasser die Bregenzerwaldbahn derart beschädigt, dass selbe 3 Monate den Betrieb einstellen musste. Die Einstellung der Bregenzerwaldbahn schädigte unser Geschäft schwer, da der große Biertransport nach Bregenz bei der eingetretenen grossen Hitze bereits untunlich war. Die Qualität des Bieres verschlechterte sich auf dem Transporte, Kunden wurden unzufrieden und dies veranlasste unsern Vertreter Xaver Heim zur Mohren Brauerei Dornbirn überzuspringen und zwar in einer derart rücksichtlosen Weise, dass er hinter unserem Rücken die Kunden für Mohren bearbeitete und eines Tages den Austritt erklärte. Es fielen uns viele Kunden ab, doch wir arbeiteten mit unserem Bierführer Johann Fink, bis zum Ausbruch des Krieges 1914, wo man uns das Pferd nahm, weiter.



Nebenbei sei auch bemerkt, dass wir den Gasthof Lamm, Bregenz, den wir gegen Bahnhofrestauration Bezau etwa 1906 eintauschten, einige Jahre besaßen.


Eigentlich war es bereits im Jahr 1904 als die Brauerei im Tauschgeschäft die Bahnhofsrestauration in Bezau an Josef Natter (ehemaliger Postwirt in Egg abtrat und dafür seinen Gasthof zum Lamm in Bregenz übernahm.


Vorarlberger Tagblatt 9.8.1904


Vorarlberger Landeszeitung 23.5.1906


Im Dezember 1907 wurde das Gasthaus zum Lamm in Bregenz an einen Max von Braumühl veräußert.


 

Im März 1908 wurde die Schwarzenberger Bahnhofsrestauration in Bersbuch zwangsversteigert. Die Brauerei Egg erhielt den Zuschlag.


Restauration Schwarzenberg mit der Kegelbahn auf der gegenüberliegenden Straßenseite.


1908 wurde die Brauerei Egg an das Netz des gerade eröffneten Elektrizitätswerks Egg angeschlossen. Seit der Eröffnung der Brauerei 1894 lieferte eine Francisturbine mit Transmission und Generator 6 kw Lichtstrom für die Brauerei. Diese Turbine wurde 1965 stillgelegt.

 

1910 haben wir einen Neubau in der Brauerei Egg aufgesetzt, wo früher die Sägemühle stand und eine Kühlanlage mit 35,000 Kalorien eingebaut, die 28,000 Kr alleine kostete. Ein schweres Stück Arbeit war die Kapitalbeschaffung, doch meine Beziehungen und immer pünktliches Vorgehen, mit welchem ich allseits großes Vertrauen erwarb, halfen über diese Schwierigkeiten hinweg.



 

Telefonverzeichnis 1913. Eine Telefonnummer, die leicht zu merken ist.


Diese Meldung zeigt anschaulich, welche Brauereien 1915 im Land noch aktiv waren.


Vorarlberger Volksblatt 13.1.1915


Vorarlberger Volksblatt 30.4.1916


 

Während der Kriegsjahre wurde die Beschaffung von Malz unmöglich, daher mussten wir an deren Stelle Zucker, Reis, Mais und zuletzt Zuckerrüben verwenden.

1916 hatten wir diese Ersatzmittel auch nicht mehr und da kam ich auf den Gedanken Limonade zu erzeugen. Die Erwerbung dieser Conzession gab viel Schwierigkeiten, da die Vorarlberger Fachgenossenschaft gegen die Verleihung der Conzession durch einen Rechtsanwalt, trotz Begutachtung, der Handelskammer Feldkirch und der Geneigtheit der Bezirkshauptmannschaft Bregenz, starken Einspruch erhob. Doch schließlich gelang es mir die Conzession zu bekommen, die ich gering mit 30,000 Kr. bewertete.



Was für Rohstoffe verwendet wurden, ist mir leider nicht bekannt.

 

Im Jahre 1916 unterhandelte ich mit Pius Berlinger in Au und Wilhelm Geser in Andelsbuch, welche Brauereien besaßen und gelang mir allseits zufriedenstellende Betriebszusammenlegung fertig zu bringen.


Die Brauerei Geser, Andelsbuch 153.


Die Brauerei des Kronenwirtes in Au, Jaghausen 4 (das Sudhaus mit dem rauchenden Kamin).


Berlinger und Geser erhielten Aktien der Brauerei Egg. Dafür wurden ihre Brauereien stillgelegt.

 

Denen vom 'Brauereikrieg' übriggeliebenen Brauereien im Bregenzerwald ging es spätestens jetzt an den Kragen. Die Versorgungslage im Weltkrieg war schlimm. Man konnte keine Malz erwerben. Gasthäuser mussten zusperren, da man nichts mehr kaufen konnte. Außerdem brauchte der Kaiser das Kupfer der Sudpfannen und Kupferleitungen für die Fabrikation von Munition.


Gemeindeblatt 2.1.1916


Das Gasthaus Engel in Großdorf (heute Haus von Leo Ratz) war die ehrwürdige Wirtschaft der Großdorfer Meusburger Landammänner. Der Engel wurde danach nie mehr geöffnet.

 

Nach dem Zusammenbruch des Krieges gab es wieder Malz und ging der Verkehr wieder normal. Nicht unerwähnt darf ich lassen, dass ich die Ablieferung der Kupferpfannen und vielen Kupferleitungen an die Metallzentrale trotz vielfacher Urgierung, hintertreiben konnte.


Bierfuhrwerk der Brauerei Egg.


Nach dem Weltkrieg nahm die Brauerei in Lingenau noch einmal einen Anlauf. 1927 übernahm die Mohrenbräu, Dornbirn den Betrieb. Sie legte die Brauerei still und nutzte diese als Bier Depot.


Ein Novum ist sicher die Tatsache, dass in den Zwischenkriegsjahren die Brauerei Egg Bier in Flaschen der Brauerei Krumbach abfüllte.

 

Dem Geschäft bin ich 29 Jahren seit 1908 als erster und eigentlicher Geschäftsführer vorgestanden und bin dann freiwillig abgetreten, um noch zu Lebzeiten die Weiterführung beobachten zu können.


 

Kaspar Kohler hatte eigentlich mit der Strohhutfabrik genug zu tun. Dennoch ist er der Brauerei bis 1937 vorgestanden. Danach hat sein Schwiegersohn Dr. Konrad Steuer die Geschäftsleitung übernommen. Bei Kohlers Abdankung braute man im Bregenzerwald nur noch in Egg Bier.


Bild von 1919. v.l.n.r.: Laura, Kaspar Kohler mit Gattin Elisabetha, Rosa.


 

Ein Tagebuch habe ich nicht geführt, daher musste ich alles aus meinem Gedächtnis schreiben, das Gott sei Dank, trotz der 72 Jahre noch gut erhalten Ist. Es ist ja möglich, dass sich die Nachwelt noch um manches interessiert und sehen kann, dass man auch in meiner durchlebten Generation arbeiten musste, um zu etwas zu kommen und das Wichtigste von allem ist, dass meine Niederschrift auf reiner Wahrheit beruht.


Kaspar Kohler verstarb am 1.9.1946.


 

Das Beste kommt wie immer zum Schluss.


Die Brauerei Egg hatte 1924 den ersten Lastkraftwagen in der Gemeinde Egg. Fahrer waren Raimund Moosmann aus Mellau und Friedrich Helbock aus Egg.



 

Ich darf mich recht herzlich bedanken für Bildmaterial und Information bei:

Lukas Dorner Fluh, Hubert Berkmann Mühle, Astrid Fetz Gerbe, Luis Weidinger Loco.

Mag. Elisabeth Wicke Mellau für die Beantwortung sämtlicher Stammbaumfragen.

 


Dieser Bericht is ein kleiner Auszug meiner digitalen Bilderbuch Chronik 'Egger Dorfgeschichten von 1850 bis 2025', die pünklich zum Jubiläumsjahr 2025 erscheinen wird.


 

Der Archiv Blog von Klaus Riezler ist ein Medium des Egger Kulturvereins

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686 Ansichten2 Kommentare

2 Comments


Guest
vor 3 Tagen

Wie immer ausgezeichnet und spannend aufgearbeitet!

Danke für die interessanten Berichte: Gerhard von der Thannen


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kriezler
vor 3 Tagen
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Vielen Dank Gerhard

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