Dieser Prachtbau wurde im Jahr 1895 von der Firma Giovanni Bertolini in Egg im Weiler Mühle errichtet. Bauherr und Planer war Kaspar Ritter aus Egg, Mühle 45. Wie hat dieses Bild wohl ausgesehen um die Jahrhundertwende neben den niedrigen Wälderhäusern in der Nachbarschaft? Wie konnte man sich so etwas leisten und warum hat man in diesem Baustil gebaut? Um es auf den Punkt zu bringen: Wer war Kaspar Ritter?
Die Nachbarschaft um 1892.
Kaspar Ritter wird in den Überlieferungen meist als Kunsttischler erwähnt. Ob er diesen Beruf von seinem Vater oder sonst wo erlernte, konnte ich nicht herausfinden.
Aber Ritter war viel mehr als das. Er war Bauplaner, technischer Leiter bei Bauprojekten und Bauleiter. Einige Projekte hatte er mit seinem engen Freund Giovanni Bertolini realisiert. Allerdings muss er sich dieses technische Wissen wohl autodidaktisch angeeignet haben.
Kaspar Ritter war der Vereinsmeier schlechthin. In zehn Vereinen und Genossenschaften in Egg war er Gründungsmitglied oder Mitglied, in einigen auch Obmann.
Sein Grossvater stammte aus Schwarzenberg und war von Beruf Müller und Käsehändler.
Er war mit seiner Frau wohnhaft in Egg, Hub 2. (die fortlaufenden Hausnummern wurden erst 1858 eingeführt).
1846 kam es zu dieser Versteigerung bei den Geschwister Ritter an der Hub. Daraus ist anzunehmen, dass Johann Michael Ritter Wagner und Tischler war. Er war der Vater von Kaspar Ritter.
Bregenzer Wochenblatt 23.10.1846
Das Anwesen Mühle 45 an der alten Strassenverbindung Egg - Großdorf - Lingenau kann zurückverfolgt werden.
1810 war ein Melchior Meusburger Besitzer.
1857 kaufte Johann Michael Ritter (Vater von Kaspar Ritter) diese Heimat mit dem Haus und zog von der Hub in die Mühle.
1860 heiratete Johann Michael Ritter Christina Fink aus Hittisau.
1883 heiratete Tochter Maria Katharina den Löwenwirt Sohn von Egg Johann Kaspar Simma.
Ab 1886 waren Sohn Kaspar Ritter und seine Schwester Maria Katharina Besitzer zu gleichen Teilen.
1890 war Kaspar Ritter alleiniger Besitzer des Anwesen.
Die Urmappe von 1857
Damals gab es noch keinen Verbindungsweg zwischen Mühle und Hub.
Kaspar Alois Ritter wurde am 17.10.1863 im Haus seiner Eltern Johann Michael und Christina Ritter, geb. Fink aus Hittisau, in Egg Mühle 45 geboren.
Nach der Volksschule in Egg besuchte Ritter eine zweijährige Fortbildungsschule in der Mehrerau, Bregenz und hatte dort Kunst, Literatur, Musik und Wissenschaften als Bereicherung seines Lebens schätzen gelernt.
Die Schulklasse von Kaspar Ritter in der Mehrerau.
Die Theatergruppe in der Mehrerau mit Kaspar Ritter vorne Mitte.
Seine einzige Schwester Maria Katharina (geb. 1861) heiratete 1883 den Egger Löwenwirt Johann Kaspar Simma.
Es ist anzunehmen, dass die Familie Johann Michael Ritter wohlhabend gewesen sein muss.
Kaspar Ritter und sein Schwager und Löwenwirt Johann Kaspar Simma galten in der Gemeinde als liberal und ihre Gegenspieler waren die Herren der Casino Bewegung.
Die Kasinobewegung war eine politisch-soziale Bewegung innerhalb des deutschsprachigen Katholizismus ab den 1860er Jahren. Casinogesellschaften wurden nach der bürgerlichen Revolution in Frankreich als gesellschaftliche Vereine gegründet. Der Name leitet sich vom italienischen Wort casinó ab, was „Spielstätte“ bedeutet.
Die Casino Bewegung in Egg war jeglichen neuen 'Moden' sehr kritisch eingestellt.
Vorarlberger Volksblatt 5.12.1871
Das Gasthaus Adler ist heute der ehemalige Gasthof zur Post.
Kaspar Ritter war Gründungsmitglied des Musikvereines Egg im Jahr 1876 mit 13 Jahren.
Der damalige Dekan Josef Stöckler war von der Musikgründung nicht sehr begeistert und bemerkte: Trompeten braucht man im Kriege.
Eine Freikarte aus dem Jahr 1878 für besondere Bürger beim Neujahrskonzert.
Musikverein Egg 1879
Kaspar Ritter spielte mit 16 Jahren den kleinen Bass.
Der Musikverein 1879.
v.l.n.r.: 1. Reihe: Kaspar Ritter, Michael Meusburger.
2. Reihe: Franz-Josef Heidegger, Josef Hammerer, Kaspar Simma, Michael Moosbrugger, Wilhelm Hammerer.
3. Reihe: Johann-Peter Büchele, Josef Feuerstein, Franz-Josef Feldkircher, Johann Michael Beck, Johann Heidegger, Johann Meusburger, Fridolin Simma.
4. Reihe: Melchior Meusburger, Johann Geser, Leo Simma.
Ritter war Obmann des Musikvereines von 1883 bis 1888. Unter seiner Obmannschaft wurden die neuen Vereinsstatuten erstellt und der Bezirkshauptmannschaft vorgelegt.
Als Vereinsziel nennt der Paragraph 1 die Ausbildung in der 'türkischen' Musik für gesellige Unterhaltung und gemeinnützige Zwecke.
1884 beim Kaiserbesuch in Bregenz anlässlich der Albergbahn Eröffnung unterhielt die Egger Blasmusik die royalen Gäste in Bregenz.
1898 wurde die Egger Musig zu den Kaiser Jubiläumsfeierlichkeiten nach Wien eingeladen.
Auch Kaspar Ritter war mit in Wien 1898.
1908 folgte eine weitere Reise nach Wien anläßlich des 60. Jubiläums von Kaiser Franz Josef.
Im selben Jahr verstarb der Löwenwirt Kaspar Simma, der 32 Jahre lang Kapellmeister war. Das musikalische Erbe übernahm sein Sohn Leo Simma.
1880 wurde die freiwillige Feuerwehr Egg gegründet.
Kaspar Ritter war Gründungsmitglied. Später soll der auch Obmann gewesen sein.
Egg um 1880
Rechts das Ochseneck, dahinter die alte Taverne, die später zum Gasthaus Adler und ab 1889 zum Gasthaus Post wurde. Links das Hammerer Haus und das alte Tanzhaus.
1885 gründete Kaspar Ritter aus dem Musikverein heraus den Theaterverein, die Dilettantenbühne Egg.
Damit hatte der neue Pfarrherr der Gemeinde keine Freude.
1885 kam Johann Georg Rüscher als Pfarrer von Schoppernau nach Egg. Rüscher hatte sich bereits eine Namen gemacht, war doch Franz Michel Felder sein erklärter Erzfeind. Er war als unerbittlicher Gegner aller aufklärerischen Bestrebungen bekannt.
Vorarlberger Volksblatt 19.5.1885
Pfarrer Rüscher's Versuche, sich ins politische Leben einzubringen, wurden von den liberalen Gemeindemächtigen bereits im Keim erstickt.
Sein jahrelanger Kampf, die Theatergruppe und den Musikverein aufzulösen, ist ihm nicht gelungen.
Der Theaterkrieg der Print Medien.
Anlass waren diese beiden Stücke, die in Egg im Löwen aufgeführt wurden.
Kabale und Liebe ist ein Drama in fünf Akten von Friedrich Schiller. Es wurde am 13. April 1784 in Frankfurt am Main uraufgeführt, gilt als typisches Beispiel des Sturm und Drang, einer literarischen Strömung der Epoche der Aufklärung, und zählt heute zu den bedeutendsten deutschen Theaterstücken. Das von Schiller ursprünglich Louise Millerin genannte bürgerliche Trauerspiel bekam erst auf Vorschlag des Schauspielers August Wilhelm Iffland den publikumswirksameren Titel Kabale und Liebe und handelt von der leidenschaftlichen Liebe zwischen der bürgerlichen Musikertochter Louise Miller und dem Adelssohn Ferdinand von Walter, die durch niederträchtige Intrigen (Kabalen) zerstört wird.
Menschenhass und Reue (1790) ist der Titel eines Dramas von August von Kotzebue. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war es eines der beliebtesten deutschsprachigen Theaterstücke. Es gilt als Prototyp des sogenannten Rührstücks.
Was folgte war ein Medienkrieg zwischen dem sehr konservativen Volksblatt und der liberalen Feldkircher Zeitung.
Vorarlberger Volksblatt 14.1.1887
Vorarlberger Volksblatt 15.1.1887
Der Löwenwirt wurde nun öffentlich angegriffen.
Vorarlberger Volksblatt 19.1.1887
Vorarlberger Volksblatt 21.1.1887
Die Egger Dilettantenbühne.
Stellungnahme des Alt-Löwenwirtes Josef Leo Simma.
Vorarlberger Volksblatt 23.1.1887
Löwenwirt Josef Leo Simma, gebürtig aus Au mit seinen Arbeitern.
Die Löwenwirte waren bekannte Käsehändler. Im Löwen befand sich eine Sennerei. Käse wurde in die Monarchie Länder exportiert. Um 1870 hatte der Löwenwirt zwischen Prag und Triest 62 Handelsreisende unter Vertrag. 1873 erhielten Josef Leo Simma und Josef Schneider den Staatspreis für Landwirtschaft.
Vorarlberger Volksblatt 25.1.1887
Vorarlberger Volksblatt 28.1.1887
Feldkircher Zeitung 9.3.1887
Egg um 1890
Es ist den Mutigen zu verdanken, dass in diesem Dorf zu dieser Zeit Weltliteratur gespielt wurde.
Ritter stellte bei der grossen Handwerks-Landesaustellung in Bregenz im Dezember 1887 seine Möbel aus.
Feldkircher Zeitung 4.1.1888
Kaspar Ritter hat 1889 die Weltausstellung in Paris besucht. Die Ausstellung zum 100. Jahrestag der französischen Revolution mit der Eröffnung des Eiffelturms ging in die Geschichte ein.
Der Eiffelturm war mit 312 Metern das höchste Bauwerk der Welt. Das Ausstellungsgelände wurde von 32 Millionen Menschen besucht.
Kaspar Ritter war von den Gebäuden des Bürgertums in der Großstadt begeistert.
Der Musikverein Egg spielte 1889 bei der 'Felder Feier' zum zwanzigsten Todestag von Schriftsteller Franz Michael Felder in Schoppernau und Au. Dieses muss für Pfarrer Rüscher ein Stich in die offene Wunde gewesen sein.
Vorarlberger Volksblatt 5.9.1889
Die 'Felder Feier' im Gasthaus Rössle in Au.
Kaspar Ritter war Gründer Aktionär der Brauerei Egg.
1890 kam die Troy Säge in der Gerbe nach dem Ableben von Johann Baptist Troy zur Versteigerung.
Die Säge wurde von den Herren Kaspar Simma, Dr. Feuerstein, Kunsttischler Kaspar Ritter, Tierarzt Jodok Kessler und Michael Moosbrugger ersteigert.
Schon bald war man sich einig, das eine Weiterführung des Sägewerkes unrentabel sei. Kaspar Kohler (Klölar) schlug vor, eine Aktienbrauerei auf diesem Gelände zu errichten.
1893 wurde die Firma unter 'Brauerei Egg', Simma, Kohler und Comp. provisorisch im Handelsregister eingetragen. Als Geschäftsführer wurden Kaspar Simma und Kaspar Kohler bestimmt.
Dabei gab es durchaus Bedenken in der Bevölkerung.
Vorarlberger Volksfreund 4.8.1883
Die Firma Johann Müller aus Mindelheim, Deutschland wurde mit der Planung und der Einrichtung beauftragt. Erbaut wurde die Brauerei von Johann Bertolini und dem Zimmermeister Fetz aus Egg.
Am 24. 3.1894 kam das erste Bier zum Ausstoss. Nach den ersten Kinderkrankheiten stieg Dr. Feuerstein aus der Gesellschaft aus. Nachdem man im ersten Geschäftsjahr bereits den 3. Braumeister hatte, stieg auch der Tierarzt Kessler aus.
Die Eintragung ins Handelsregister und die Veröffentlichung in der Wiener Zeitung am 26.4.1894.
Aber schon bald wurde die Aktienbrauerei Egg ein ertragreiches Geschäft für ihre Aktionäre.
Es ist anzunehmen, dass Kaspar Ritter und Giovanni Bertolini sich bei diesem Bau näher kennenlernten und danach gute Freunde wurden.
Kaspar Ritter musste auch arbeiten, er konnte nicht 'nur' Theater spielen und musizieren.
1890 wurde die neue Schule in Bezau von Giovanni Bertolini erbaut. Hier war auch Kaspar Ritter beteiligt.
Feldkircher Zeitung 25.10.1890
Büchlein aus dem Nachlass von Kaspar Ritter.
Pfarrer Rüscher's Kampf mit der liberalen Medienlandschaft.
Feldkircher Zeitung 17.12.1890
Kirchenbau in Egg.
Als Pfarrer Rüscher in Egg seine Arbeit 1885 begann, fand er ein sehr baufälliges Gotteshaus vor, dessen Erweiterung man bereits ins Auge gefasst hast. Ausgeführt wurde dann aber schließlich ein Neubau.
Ein Bild mit der alten Pfarrkirche.
Mit Tümpel und Gamperle lag die Planung unserer heutigen Pfarrkirche in Feldkircher Händen. Auch Baumeister Kröner stammte aus Levis. Kröner arbeitete mit italienischen Maurern. Die Steinmetz-Verputz und Gipsarbeiten übernahm der aus Langenegg stammende Johann Georg Nussbaumer. Die Zimmermannsarbeiten übernahm der Egger Zimmermeister Anton Fetz, damals wohnhaft in der Mühle.
Im Juli 1890 konnte mit den Abbrucharbeiten begonnen werden. Als die letzten Mauern fielen, war es bereits April 1891. Ostern hatte man noch im alten Gotteshaus gefeiert.
Aus dem Abbruchholz stelle Zimmermeister Anton Fetz eine Notkirche neben dem Kaplanhaus auf. Die Gottesdienste wurden nun dort und in der Vinzenzheim Kapelle gefeiert.
Bereits 1889 wurde der Friedhof auf der Nordseite erweitert.
Das Fundament für die Kirchturm hatte eine Breite von 8,30 m und eine Tiefe von 7 m. Diese Arbeiten bewerkstelligte die Firma Bertolini.
Dies ist eine ganz seltene Aufnahme. Die neue Fluhbrücke, 1889 erbaut, aber noch die alte Schule, die alte Pfarrkirche und das alte Gesindehaus des Ochsenwirtes.
Die alte, baufällige Schule mit dem Kerker im Keller brannte 20.8.1898 ab. Auch beim Neubau der Schule wurden Baumeister Fidel Kröner und Architekt Gamperle verpflichtet. Die neue Schule mit Gemeindeamt wurde 1899 festgestellt und am 23.10.1900 feierlich eröffnet.
Im Jahr 1897 liess der Ochsenwirt Josef Anton Natter das Gesindehaus abreissen und ein wunderschönes Haus für seine beiden Schwestern erbauen. Auch hier erfolgte die Planung durch Anton Gamperle. Das Haus wurde von Bertolini erbaut.
Auch die abgebrannte Bruggmühle wurde zur exakt gleichen Zeit von Bertolini neu errichtet.
Vorarlberger Volksfreund 19.11.1897
Ein Postkarte mit der neuen Schule und dem neuen Natter Haus neben dem Gasthaus Ochsen.
Ob beim Innenausbau dieser drei Gebäude Kaspar Ritter zum Zug kam, ist nicht überliefert.
Über die Ausstattung der alten Kirche ist kaum etwas bekannt. Die Wandmalereien, darunter mehrere Marienbilder wurden beim Abbruch zerstört.
Das barocke Mittelbild kam bereits bei der Erbauung der Pestkapelle 1840 in Egg, Rain zum Einsatz und blieb dort bis zum Abbruch und Neubau der Kapelle 1968. 1984 gelangte das Bild in den Kunsthandel und wurde 1987 von den Teilhabern der Brauerei Egg zurück gekauft.
Marienbild von Matthias Pußjäger 1723.
Pfarrer Rüscher maß beim Abbruch des alten Gotteshauses der Einrichtung wenig Wert bei.
Der Palmesel aus dem Jahr 1460 ging beim Neubau verloren und ist heute im Besitz des Landesmuseums.
Dieses Juwel von feinster Steinmetzkunst aus dem Jahr 1497 wurde 1893 dem Landesmuseum geschenkt. Das Museum wurde in den 50er Jahren umgebaut, somit kam das Sakramentshäuschen in die St. Martinskapelle in der Bregenzer Oberstadt.
Dem Wunsch von Architekt Jakob Albrecht bei der letzten Kirchenrenovierung in Egg dieses Schmuckstück wieder in der Egger Pfarrkirche einzubauen, wurde nicht nachgekommen.
Das Sakramentshäuschen mit den Patronen der Pfarrkirche Egg.
Es ist verwunderlich, dass Kaspar Ritter von Pfarrer Rüscher einen Großauftrag für den Innenausbau der Kirche erhielt. Der rebellische Mann, der an den Aufführungen seiner Theater Truppe noch festhielt, als Pfarrer Rüscher ihm längst die Absolution verweigerte, durfte sich nun in der Pfarrkirche verewigen.
Feldkircher Zeitung 2.3.1892
Wie schon gesagt, die aufstrebende liberale Gemeindevertretung hatte den Pfarrer im Griff.
Die Baustelle mit eingerüstetem Turm im Jahr 1892.
Am Patroziniumsfest am 6.12.1892 wurde in der neue Pfarrkirche die erste Messe gefeiert..
Ansichtskarte mit der neuen Pfarrkirche.
Kirchgänger finden die Jahreszahl 1892 am Fußsockel des Weihwasser Standes am Eingang des Hauptganges.
Im folgenden Jahr wurde die Pfarrkirche St. Nikolaus dann offiziell eingeweiht.
Vorarlberger Volksblatt 14.6.1893
Nachdem in Bezau Lehm entdeckt wurde, baute man eine Ziegelei in der Parzelle Ellenbogen. Planung von Kaspar Ritter. Ausführung von Giovanni Bertolini.
Hier steht heute das Sägewerk der Familie Natter (Müxolar).
Vorarlberger Volksblatt 5.1.1892
Das Wohnhaus.
Die Ziegelei.
Das Gebäude heute.
Übrigens hat man hauptsächlich Dachziegel hergestellt, da mehrere Großbrände im Bregenzerwald durch Funkenflug auf die Schindeldächer entstanden waren.
Auch bei diesem Ball unterhielt Kaspar Ritter mit seinem kleinen Basshorn die Gäste.
Immer wieder Theater mit dem Theater.
Feldkircher Zeitung 29.11.1893
Wie dieser Zeitungsartikel belegt, wurde die Kirche erst in den Folgejahren künstlerisch ausgestattet.
Feldkircher Zeitung 31.1.1894
Die Frau des Gemeindevorstehers und Landtagsabgeordneten Kaspar Ignaz Hammerer führte seit 1848 eine Gemischtwarenhandlung im Haus Loco 478 (der späteren Post Dependance)
Vorarlberger Landeszeitung 5.12.1885
Das Haus Loco 478 der Familie Kaspar Ignaz Hammerer.
Die fertig eingerichtete Pfarrkirche Egg.
Handwerkskunst mit Bestand. Wenn man bedenkt wie viele Menschen in den letzten 130 Jahre in diesen Bänken gekniet sind, wie viele ihre Sünden in den Beichtstühlen dem Pfarrer anvertraut haben und wie viele Ritter's schmucke Kreuzweg-Bilderrahmen angeschaut haben, ist das schon beachtlich.
Pfarrkirche Egg.
Die Kirchenbänke und das Wandbrusttäfer der Pfarrkirche Großdorf stammen ebenfalls von Ritter.
Pfarrkirche Großdorf
Der große Mühlener Brand am 26.4.1894.
Das Feuer bracht in der Werkstatt von Kaspar Ritter in der Mühle 45 um 10:30 Uhr aus. Dabei wurde das Haus der Familie Ritter ein Raub der Flammen. Auch das Elternhaus von Ritter's späterer Frau Margarete Natter in Mühle 32 brannte ab.
Dieses Haus befand sich dort, wo heute Wohnanlage der Familie Hehl steht. Gleich daneben stand das Haus von Schuhmacher Heidegger, das ebernfalls abbrannte.
Urmappe 1857
Die Häuser von Heidegger und Natter wurden nach 1857 errichtet, da sie auf der Urmappe nicht verzeichnet sind.
Feldkircher Zeitung 2.5.1894
Vorarlberger Volksfreund 4.5.1894
Es gilt bis heute als Bravour Leistung der gerade erst entstandenen Feuerwehren, dass 12 bereits brennende Häuser in der Mühle gerettet werden konnten.
Es ist nicht überliefert, wohin Ritter seine Werkstatt verlegte. Aber es ist anzunehmen, dass er bei Zimmermeister Fetz untergekommen ist, der damals noch in der Mühle wohnte. Sein Haus stand in der Nähe des Hauses 32 (die letzten Bewohnerinnen vor dem Abbruch waren die Mennel Damen).
Nach dem Brand zog die Familie Natter ins Vorsäß nach Widin, Großdorf. Tochter Anna-Katharina kam dort zur Welt. Das Haus Mühle 32 wurde nicht mehr aufgebaut. Ignaz Natter stellte das Haus seiner Schwiegereltern in Mühle 37 an.
Das Heidegger Haus wurde am selben Platz wieder aufgebaut.
Die fruchtbare Zusammenarbeit von zwei guten Freunden. Giovanni (Johann) Bertolini erbaute 1894 den Löwensaal in Egg mit der darunter liegenden Gemischtwarenhandlung.
Kunsthandwerk in Perfektion. Der neue Löwensaal, eingerichtet von Kaspar Ritter für seinen Schwager.
Das Gasthaus zum Löwen mit dem Saalanbau um 1930.
Jedenfalls wurde trotz Brand in der Mühle der Löwensaal termingerecht fertig.
Bereits 1894 plante Ritter sein Wohnhaus in Egg im Stil einer bürgerlichen Villa mit flachem Mansardwalmdach und geschwungenem Giebelerker, der ursprünglich, von Giebelakroterien in Form von Vasen eingefasst war. Die Fassade ziert neobarockes Putzdekor. Die Villa wurde am Platz des abgebrannten Hauses in der Mühle errichtet.
Bei der Inneneinrichtung griff Ritter auf Jugendstilelemente zurück und war damit auf der Höhe seiner Zeit.
Ausführender Baumeister war natürlich sein Freund Giovanni Bertolini.
1895 konnte Ritter in seine Villa einziehen. Die Werkstätte befand sich im Erdgeschoss an der Stirnseite des Hauses.
Kaspar Ritter war mittlerweile 32 Jahre alt und immer noch ledig.
Pfarrer Rüscher soll bei einem Besuch in der Villa gesagt haben, dass solche prunkvollen Bauten eigentlich nur Kircheroberhäuptern vorbehalten sein sollten.
Neues von Pfarrer Rüscher.
Feldkircher Zeitung 29.7.1896
Kaspar Ritter wurde in den Vorarlberger Genossenschaftsverband gewählt.
Vorarlberger Tagblatt 17.10.1896
Literatur aus dem Nachlass von Kaspar Ritter.
Kaspar Ritter war Gründungsmitglied im Turnverein Egg.
Volksfreund 17.4.1896
Eine wunderschöne Einladungskarte vom Turnverein 1905
Kaspar Ritter wurde in die Gewerbesteuer Kommission im Bezirk Bregenz gewählt.
Vorarlberger Landeszeitung 29.10.1897
Musikverein Egg 1898
Vorne: Nr.14 Kapellmeister Kaspar Simma, rechts daneben Nr. 20 mit der Hand in der Tasche Kaspar Ritter.
1898 trat Kaspar Ritter dem Österreichisch-Deutschen Alpenverein bei.
Die Familie von Ignaz Natter, Mühle 37 um 1898.
Kaspar Ritter's spätere Gattin Margarethe (links hinter dem Vater) wächst heran.
Das Egger Heilig Grab.
Nachdem das alte Heilig Grab mit der Schule im Jahre 1898 verbrannte, baute Kaspar Ritter eine neue Kulisse.
Diese sakrale Schaubühne wurde in der Karwoche vor den Hauptaltar gestellt. Die Bilder lieferte der Dornbirner Maler Alfons Luger.
Bei der Auferstehung senkte sich das Grab hinunter und ein lebensgrosser Auferstandener mit zwei Engeln füllten den Leerraum . Auch die Monstranz erschien in einem Wolkenfenster oberhalb der Szene.
Im Jahr 1900 wurde die Heimatstil Villa von Landwirt Anton Greber in der Gerbe nach Plänen von Kaspar Ritter erbaut.
Kaspar Ritter beschäftigte sich wie kaum ein anderer in der damals bäuerlich geprägten Gegend mit den zeitgenössischen künstlerischen Stilen. Er war ein Pionier der Massivbauweise im Bregenzerwald.
Literatur aus dem Nachlass von Kaspar Ritter.
Das Zentrum von Egg um 1901.
Kaspar Ritter plante zahlreiche Projekte der neue Wälderbahn, die Giovanni Bertolini ausführte.
Ein gutes Beispiel ist die Schmittenbachbrücke zwischen Hub und dem Weiler Rain.
Der Wälderbahn Viadukt Bau im Tuppen in Egg.
Das Richtfest nach der Fertigstellung mit Giovanni Bertolini im Vordergrund.
Das Viadukt nach der Eröffnung der Wälderbahn im September 1902.
1902 wurde Kaspar Ritter Mitglied beim Landeshilfsverband des Roten Kreuzes.
Egg um 1900.
Am 20. 9.1902 wurde die Wälderbahn eröffnet.
Darauf folgte am 21. und 22. 9. 1902 ein riesiges Volksfest.
Der Festplatz auf dem Pfister, damals wie heute.
1902 wurde der Verschönerungsverein gegründet. Gründerväter waren Dr. Engelbert Feuerstein (Postwirt) und der Braumeister Max Ach. Ziel war es den Fremdenverkehr zu fördern.
Kaspar Ritter war Gründungsmitglied und treibende Kraft.
Die allererste Aktion war es, den Pavillon vom Volksfest auf die Franz-Josefshöhe zu stellen.
Danach beauftragte man die Pflazung von 200 Allee- 133 Obst- und 266 Apfelbäumen und die Aufstellung von 10 Eisen- und 46 Holzbänken.
1902/1903 wurde die Bahnhofsrestauration in Egg erbaut.
Kaspar Ritter war für die Planung der Bahnhofsrestauration in Egg verantwortlich. Ausserdem übernahm er die Innenausstattung.
Erbaut wurde das wunderschöne Gebäude von Giovanni Bertolini. Die sehr wohlhabenden Geschwister Schmid (Krunowearts) liessen die Restauration erbauen.
Österreichische Alpenpost, Heft 7, 1903
Die Restauration wurde im Mai 1903 eröffnet.
Das Gebäude wurde im typischen Backstein Rohbau Stil erbaut.
Erst Jahre später wurde die Fassade verputzt.
Das Gebäude wurde in den 1970er Jahren abgetragen. Einfach nur schade.
Eine frohe Runde beim Gasthof zur Frohen Aussicht (Klölar) in der Mühle.
Vorne: Peter Hammerer, Ignaz Natter, Hans Schneider (Bühles Tones Hans).
Hinten: Angelika Schneider (Natter), Margret Schneider (Melkers), Maria Hammerer (Natter), Maria Barbara Hammerer (Ferdindandos), Barbara Kennerknecht (Schneider), Maria Katharina Hammerer (Edowards) 2 Frauen unbekannt.
Das erste Prospekt des Verschönerungsvereines aus dem Jahr 1903.
Auch die erste öffentliche Badeanstalt im Bregenzerwald mit Schwimmbecken wurde vom Verschönerungsverein finanziert und betrieben. Die Eröffnung fand 1903 statt.
Für die Planung und Bauleiterarbeiten zeichnete Kaspar Ritter.
Vorarlberger Volksblatt 30.7.1903
Die Badeanstalt hatte nur in den Sommermonaten geöffnet. Besonders beliebt war die Badeanstalt bei der Rheintales Bevölkerung. So schickten etwa Lustenauer Stickerei- Fabrikanten ihre Kinder in die Sommerfrische nach Egg. Egg hatte eines der ersten Schwimmbäder im Land.
Kaspar Ritter war Obmann der Gewerbegenossenschaft Egg.
Gemeindeblatt 8.1.1905
Der Löwenwirt Kaspar Simma und sein Schwager Kaspar Ritter gehörten zu den Initiatoren des Elektrizitätswerkes Egg. Ritter hatte auch einige Projekte dafür geplant und war Bauleiter.
Vorarlberger Landeszeitung 14.1.1905
Den Stollen von der Junkerau zum Elektrizitätswerk baute die Firma Giovanni Bertolini 1905 bis 1906 im Tag und Nacht Schichtbetrieb. Planer des E-Werkes im Tuppen und des Verwaltungsgebäudes in der Gerbe war Kaspar Ritter.
Es gab 3 Volksbefragungen (bis man genügend Ja Stimmen hatte). Zuletzt stimmten im Jahr 1907 von den Stimmberechtigten 256 mit Ja und 79 mit Nein. Zu diesem Zeitpunkt war das Kraftwerk längst im Bau.
1903 wurde in Egg die erste Fortbildungsschule im Bregenzerwald eingerichtet. Vielleicht hatte ja die Schule, die Ritter in der Mehrerau besuchte, einen ähnlichen Stundenplan.
Gemeindeblatt 12.3.1905
Literatur aus dem Nachlass von Kaspar Ritter.
Kaspar Ritter eheliche seine Nachbarin aus Mühle 37, Margarethe Natter aus der Familie vom Bauer und Ökonom Ignaz Natter.
Ignaz Natter mit Gattin Maria Anna Fetz. Das Haus Mühle 37 war das Elternhaus von Maria Anna und Ignaz hatte eingeheiratet. Er hatte diese Heimat nach dem grossen Brand angestellt.
Urmappe von 1857.
Kaspar Ritter's Eltern waren zu diese Zeitpunkt bereits verstorben und sein Schwester war seit 23 Jahren verheiratet.
Vorarlberger Landeszeitung 6.6.1906
Das Hochzeitspaar: Margarethe ist 23 Jahre jünger als Kaspar Ritter. Kaspar ist bereits 43 Jahre alt.
So sahen damals die 'Glückwunschkarten' aus. 30 x 40 cm und die Insignien in Edelstahlausführung.
Die herrschaftliche Villa hatte nun endlich eine Frau im Haus. Die Ehe sollte allerdings kinderlos bleiben.
Nach der Trauung fand eine mehrwöchige Hochzeitsreise in die Schweiz und nach Italien statt. Von dieser Reise werde ich später einen gesonderten Blogbeitrag machen.
Man darf gespannt sein.
Kaspar Ritter wurde am 9.3.1907 in den Vorarlberger Turngau als Gaurat gewählt.
1907 wurde Kaspar Ritter als Hauptgeschworener des Schwurgerichtes Feldkirch bestellt.
Bei Kaspar Ritter konnte man nun Dachziegel kaufen.
Gemeindeblatt 26.5.1907
Kaspar Ritter wurde in den Vorstand der Vorarlberger Schreinerfachgenossenschaft gewählt.
Vorarlberger Volksblatt 31.10.1907
Ignaz und Maria Anna Natter vor ihrem Haus in Mühle 37.
Vorarlberger Volksblatt 5.5.1908
Das Kraftwerk der Gemeinde Egg wurde 1908 eröffnet.
Eine geballte Kraft an Baukunst. Die Tuppenbrücke wurde im Zuge des Strassenbaus von Alberschwende bis Egg zwischen 1841 bis 1845 erbaut und am 9.11.1845 dem Verkehr übergeben. Das Wälderbähnle Viadukt, erstellt von der Firma Bertolini 1900.
Das Kraftwerk, erbaut nach Plänen von Kaspar Ritter.
Der Musikverein Egg mit Kaspar Ritter vor der Bahnhofsrestauration 1908.
Die Familie Ignaz Natter von Egg Mühle 37 um 1908.
v.l.n.r.: vordere Reihe: Franz, Kaspar, Mutter Maria Anna, Josef-Anton, Vater Ignaz, Josef-Ignaz, Rudolf
hintere Reihe: Theresia, Maria-Rosa, Margarethe, Maria, Angelika, Maria-Katharina, Anna- Katharina.
Nach dem frühen Tod von Löwenwirt Kaspar Simma übernahm Ritter die Vormundschaft der unmündigen Kinder.
Vorarlberger Landeszeitung 23.9.1908
Als Vormund vertrat Kaspar Ritter nun auch die Simma Anteile in der Brauerei Aktiengesellschaft.
Vorarlberger Landeszeitung 30.12.1908
'Blöcklezettel' aus der Zeit des 1. Weltkrieges.
Als man während des Weltkrieges keine Malz mehr kaufen konnte, stieg man auf die Limonade Produktion um.
Mittlerweile war auch der Kaffee aus Triest eingetroffen, der im Urlaub so gut schmeckte.
Die alte gedeckte Holzbrücke im Rainertobel in Egg wurde 1911 erneuert.
Bau der neuen Brücke.
Auch hier war das bewährte Team von Kaspar Ritter und Giovanni Bertolini an der Arbeit.
Literatur aus dem Nachlass von Kaspar Ritter.
Um 1910 hatte die Gemeinde Egg 1900 Einwohner.
Egg, Loco 1911.
1827 wurde heutige Strasse von Egg nach Grossdorf gebaut. Geplant hat die Schmittenbachbrücke im Vordergrund und die Strassenführung nach Großdorf Alois Negrelli, der spätere Suez Kanal Planer.
Mit dem Bau der Strohhutfabrik 1912/1913 wurden in der Region neue Arbeitsplätze geschaffen. Nachdem im Unterland um 1890 die ersten Stickmaschinen installiert wurden, erlebten die Hausindustrieen mit den Pariser Stickmaschinen im Bregenzerwald einen Niedergang.
Die Architekten der Strohhutfabrik waren Natter aus Bregenz und Kaspar Ritter als technischer Sachverständiger.
Vorarlberger Landeszeitung 30.3.1912
Österreichische Nähmaschinen- und Fahrradzeitung 30.3.1912
Vorarlberger Landeszeitung 2.4.1912
Näherinnen in der Strohhutfabrik.
Kaspar Ritter hatte bereits fertige Pläne für Bau eines Lichtspieltheaters in Egg. Leider kam der Weltkrieg dazwischen. Leider wurde dieses Projekt danach nicht mehr realisiert.
In den Krieg einrücken musste Ritter mit mittlerweile 51 Jahre nicht mehr.
Kaspar Ritter war über viele Jahre Mitglied des Egger Kirchchores St. Nikolaus als Tenorsänger.
Ritter betrieb nun einen Handel mit Baumaterialien.
Vorarlberger Volksblatt 3.3.1925
Als im Hause Ritter kein Kindersegen eintraft, vermietete man ab 1910 das Obergeschoss an betuchte Gäste. Gern gesehen wurden die Gäste aus Hamburg oder Hannover und die Familie des Studienrates Kobrass aus München. Diese begaben sich täglich, ausgerüstet mit einem vollen Picknickkorb zu den Quelltufffelsen an die Subersache zum Baden.
Das Frühstück wurde in der guten Stube eingenommen auf feinstem Linnen, gedeckt mit Porzellan und Tafelsilber. Wie bei einem gutbürgerlichen Hotel stellte man die Schuhe abends vor die Zimmertüre. Diese wurden dann abgeholt und geputzt. Dabei kam es nicht selten vor, dass der Hausherr Kaspar Ritter die Nagelköpfe der Stöckelschuhe abzwackte, da er befürchtete, sie würden den Parkettboden ruinieren.
Wenn die Familie des Uniformfabrikanten Haudek aus Wien im Hause Ritter verkehrte, nahm man das Nachmahl in der noblen Bahnhofsrestauration ein. Die Wirtin Angelika Schneider war eine Schwester von Margarethe Ritter und war mit Josef Schneider (Toneles) verheiratet.
Gemeindeblatt 17.5.1925
Dies war bereits der 3. Besitzerwechsel in der Restauration nach Endes des Weltkrieges.
Literatur aus dem Nachlass von Kaspar Ritter.
Seit 1924 befasste man sich mit dem Gedanken, in Egg ein Kriegerdenkmal zu bauen.
Vorarlberger Tagblatt 6.3.1926
1927 wurde in Egg aus dem ehemaligen Veteranenverein der Kameradschaftsbund gegründet.
Gemeindeblatt 7.1.1927
1927 wurde die mächtige Kirchenaufgangstreppe mit dem Kriegerdenkmal nach Plänen von Kaspar Ritter erbaut. Ritter war zu diesem Zeitpunkt bereit 64 Jahre alt. Vermutlich war dies sein letztes Bauprojekt.
Aussen links: Kaspar Ritter und Giovanni Bertolini.
Bildhauer Kaspar Albrecht aus Au wurde mit der künstlerischen Projektierung beauftragt.
Die ausführende Firma war abermals Bertolini.
Gemeindeblatt 18.9.1927
Das Denkmal wurde am 25.9.1927 eingeweiht.
Das Egger Gemeindezentrum wurde festlich geschmückt. Diese Bilder entstanden am Vortag der Enthüllungsfeier.
Am folgenden Tag öffnete der Himmel sämtliche Schleusen und die Zeremonie musste in der Kirche abgehalten werden.
Vorarlberger Tagblatt 30.9.1927
Ab 1929 wohnte Hildegard Lechleitner vom Pfarrhof 2 in der Mühle. Ihre Mama Theresia war eine Schwester von Margarethe Ritter und heiratete Josef Adolf Lechleitner vom Grund.
Hildegard war 1922 geboren und nun also 7 Jahre alt.
Das junge Mädchen hatte vermutlich alle Annehmlichkeiten, musste sich aber auch den bürgerlichen Gepflogenheit der Ritters unterwerfen. Zumindest einmal soll sie wieder auf den Pfarrhof gezogen sein.
Mittlerweile hatten Margarethe und Kaspar Ritter viele Reise ins europäische Ausland unternommen und viele internationale Gäste in der Mühle empfangen. Kaspar Ritter soll auch viele Reisen mit Leo Simma vom Löwen ins europäische Ausland unternommen haben.
Margarethe und Kaspar Ritter.
Kaspar Ritter war auch langjähriger Geschäftsführer der Brauerei Egg.
Hildegard Lechleitner mit Margarethe Ritter vor dem Werkstatteingang der Villa.
Eigentlich wollte Hildegard Lechleitner Lehrerin werden. Als 1938 der Anschluss an Hitlerdeutschland erfolgte, wurde Hildegard in der Handelsschule in Feldkirch eingeschrieben. Diese Schule wurde von der N.S.D.A.P. ins Marienberg nach Bregenz verlegt. Dort ging nun Hildegard in die Schule und verweilte dort im Mädcheninternat.
1938 trat Kaspar Ritter mit 75 Jahren als ältestes Mitglied in die Egger N.S.D.A.P. ein.
1940 wurde das Schwimmbad erneuert und erweitert.
Hier verlor das Gebäude die Türmchen.
Fasching im Internat Marienberg 1940 mit Hildegard Lechleitner obere Reihe 4. von rechts.
Marienberg Schiwoche Hochhäderich 1941 mit Hildegard Bildmitte.
Marienberg Schiwoche am Hochhäderich 1941 mit Hildegard rechts.
Nach Hildegard's Schulzeit versprach ihr Vater dem Ortsvorsteher Felder, dass Hildegard eine Stelle im Gemeindeamt annehmen würde.
Hildegard war nun eine gebildete, hübsche junge Frau. Speziell währender der NS Herrschaft gab es im Gemeindeamt in Egg viel Kummer und Sorgen.
Hildegard ging mit ihrer Freundin und Jahrgängerin Rosa Feuerstein in die Berge und im Winter zum Schifahren. So hatte sie bei Dienstantritt wieder einen freien Kopf.
Hildegard (Bildmitte) mit ihrer besten Freundin Rosa Feuerstein (Bruggars) in Warth.
Wer in der Villa während des 2. Weltkrieges ein- und ausgegangen ist, konnte ich nicht herausfinden.
Während der französischen Besatzung sollen französische Gäste in der Villa gewohnt haben.
An Verehrern hat es Hildegard nicht gefehlt, aber in der Villa Ritter war natürlich keiner gut genug.
Die Familie Lechleitner mit Hildegard oben links.
Hildegard arbeitete nach dem 2. Weltkrieg im Büro der Klöppelspitzenfabrik Lang im Niederbuch. Maria-Rosa Lang war ihre Tante.
Links zu sehen ist das Verwaltungsgebäude, das Kaspar Ritter 1905 geplant hat. Rechts davon die Heimatstil Villa von Anton Greber, die Kaspar Ritter 1900 plante.
In der Baracke am Schmittenbach befand sich die Deuring Schlosserei.
Im Vordergrund zu sehen sind Sommerfrischler in 'Tubowearts Bündt'.
1949 wurde Kaspar Ritter als das letzte lebende Gründungsmitglied des Musikvereines Egg gewürdigt.
Vorarlberger Volksblatt 30.12.1949
Das Figurenhaus (Gasthaus Krone) am Platz wurde 1949 abgetragen.
Kaspar Ritter
1950 hat die Gemeinde Egg 2300 Einwohner.
Das Musik Möbel in der Villa Ritter.
Beste Freundinnen: Hildegard und Rosa.
Kaspar Ritter wurde als letztes noch lebendes Gründungsmitglied der Freiwilligen Feuerwehr Egg geehrt.
Vorarlberger Nachrichten 16.10.1950
Hildegard und Rosa mit Bergführer in den Stubaier Alpen.
Vorarlberger Nachrichten 24.4.1954
1954 verstarb Kaspar Ritter im 91. Lebensjahr.
Kaspar Ritter war damals seiner Zeit weit voraus. Er hatte Freiheiten erkämpfen müssen, die wir heute geniessen dürfen. Einige seiner Meisterwerke sind bis heute erhalten.
Eines ist jedoch auffallend. Kaspar Ritter hatte nie ein politisches Amt in der Gemeinde Egg oder im Land Vorarlberg, das in den Annalen erwähnenswert gewesen wäre. Ich nehme an, er hatte andere Qualitäten.
Nachruf über Kaspar Ritter.
Vorarlberger Nachrichten 28.4.1954
Nestor ist übrigens ein Held aus der griechischen Mythologie
Hildegard und Rosa (vorne) auf dem Bödele 1956.
In dieser Zeit war die Villa mehr oder weniger noch im Original Zustand.
Hildegard Lechleitner und Hans Musolf aus Solingen, Deutschland haben sich in Damüls beim Schifahren 1957 kennen und lieben gelernt. Hans war sechs Jahre jünger als Hildegard.
Hintere Reihe: v.l.n.r.: 3. Hans Musolf, 5. Hildegard Lechleitner.
1959 wurde geheiratet und Hildegard ist nach Solingen, Deutschland verzogen.
Solinger Stadtanzeiger 19.11.1959
Musolf war gelernter Uhrmacher. Zusammen führten sie ein hochwertiges Juweliergeschäft in der Solinger Innenstadt.
Die Musolfs verbrachten nun ihre Urlaube regelmäßig in der Villa in der Mühle und Hildegard besuchte ihr Bäsle Margarethe so oft sie konnte.
Margarethe Ritter und Hildegard Musolf.
Als das Bäsle Margarethe älter wurde, hatte man Katharina Fetz (Steurer) aus Großdorf angestellt, um nach ihr zu schauen. Für ihre Bemühungen bekam sie später einen Bauplatz neben der Villa.
Egg in den 1960er Jahren.
Im Frühjahr 1967 wurde in der Villa eine Zentralheizung eingebaut, die mit Öl befeuert wurde.
Margarethe Ritter verstarb 1967.
Nach dem Ableben hat Hildegard Musolf das Ritter Anwesen in der Mühle geerbt.
Egg Ende 1960er Jahre.
Die Einrichtung der Villa um1970.
...und Tone Brändle sagt: Zum Wohl.
1973. Sanierung des Vordaches am Eingang.
1979. Hildegard bekam einen neue Küche.
Auch die Küche im Obergeschoss wurde abgetragen.
1979. Dachreparatur und Anbringung neuer Dachrinnen.
1980. Die Aussentreppe wurde saniert.
1981 Sanierung der Fassade.
Die Fichte unterhalb der Villa machte zu viel Schatten und musste dran glauben. Hans Musolf wollte Obstbäume pflanzen.
Die Häme beim Faschingsumzug kam postwendend.
Was niemand wusste: Die Musolfs hatten längst veranlasst, dass aus der Fichte ein Kreuz entstand, dass auf dem Kaltenbrunnen errichtet wurde.
1982. Der Garten wurde hergerichtet.
Die Villa wurde innen thermisch saniert.
Nach der Pensionierung der Musolfs um 1990 brachen sie ihre Zelte in Solingen ab und zogen nach Egg in ihre Villa.
Hans Musolf pflanzte allerlei Obstbäume im Garten.
Die Einrichtung Villa wurde von Hildegard immer wieder der Zeit angepasst.
Im Jahr 2002 verstarb Hans Musolf mit 74 Jahren. Nun lebte Hildegard alleine in ihrer Villa. Sie hatte viel Kontakt zu ihren Gottakindern in der Kammern und sie reiste immer noch gerne.
Bei der Buchpräsentation von Rita Bertolini's 'Stein auf Stein', ein Buch über das Lebenswerk von ihrem Urgroßvater Giovanni Bertolini, rückte die Villa in der Mühle wieder in den Mittelpunkt und in die Medien.
Die Neue am Sonntag 19.7.2009
Die Neue, Gartenbeilage aus dem Jahr 2010.
Die Familien Musolf und Simma hatten längst beschlossen, dass Mag. Hannes Simma das Anwesen mit der Villa in der Mühle erhalten solle. Er war ein Sohn von Hildegard's Schwester. Die Villa war renovierungsbedürftig und Hildegard Musolf war es wichtig, dass das Haus erhalten bleibt.
Hannes Simma konnte diese finanzielle Hürde stemmen. Ausserdem war Hildegard allen Simma Kindern in Egg, Kammern Gottle. Hannes als studierter Jurist war den Familien immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden.
Aber leider kam es nicht mehr dazu. Hannes musste noch vor Hildegard gehen.
Hildegard Musolf verstarb mit 95 Jahren.
Vor dem Ableben von Hildegard wurde bereits im Familienrat beschlossen, dass die Söhne von Mag. Hannes Simma das Vermächtnis Villa Mühle 45 erhalten sollen.
Serverin Simma, links im Bild studiert derzeit in Wien Geologie und Felician ist bereits fertiger Jurist.
Dieses beiden mutigen, jungen Männer haben das Erbe angetreten. Die Villa soll aussen wieder in den Urzustand gebracht werden. Innen entstehen moderne Mietwohnungen. Erhaltenswerte Substanz im Innenbereich war nach den vielen Umbauten und Modernisierungsschritten der letzten siebzig Jahre nicht mehr vorhanden.
Das Mobiliar, erzeugt von Kunsttischler Kaspar Ritter ist natürlich noch erhalten und wird von den Nachkommen gepflegt und gehegt.
Baustellenbesuch am 14.2.2022
Ich habe doch noch erhaltenswerte Substanz gefunden.
Der ursprüngliche Eingang zur Schreinerwerkstätte.
Mit der Villa hat meine Geschichte angefangen und mit der Villa geht sie nun zu Ende. Es war mir ein Bedürfnis, Kaspar Ritter für die Nachwelt zu erhalten.
Diese Geschichte kostete etwas Hirnschmalz, da im 19. Jahrhundert fast gleichzeitig ein anderer Kaspar Ritter, wohnhaft in Mühle in Egg auch sehr aktiv war. Der Wein- und Käsehändler Kaspar Ritter, Großvater vom 'Klölar'. War man da etwa verwandt? Aber klar doch.
Wie immer kommt das Beste zum Schluss.
Frau Mag. Katrin Netter vom Bregenzerwald Archiv und Kameramann Tone Bechter, Andelsbuch haben mit Frau Hildegard Musolf 2015 ein Interview in der Villa Musolf aufgezeichnet.
Diese bemerkenswerte Dame war damals im 93sten Lebensjahr. Vielen Dank an Katrin und Tone, dass dieses Zeitdokument für die Nachwelt erhalten wurde und dass ich es meinen Blogger Freunden zeigen darf.
Ich möchte mich ganz herzlich bei den folgenden Personen bedanken:
Für die erhaltenen Information bei: Eva Simma Egg Kammern, Felician und Severin Simma Dornbirn, Bertolini Egg Roßhag, Hubert Feuerstein Egg Hof, Jodok Fetz Egg Kammern, Hubert Feurstein Egg Mühle, Hannes Metzler Egg Mühle, Günther Fetz Egg Mühle, Erich Behmann Egg Loco, Luis Weidinger Dornbirn, Gertrud Bilgeri Egg Mühle, Hubert Feurstein Egg Mühle,
Felician und Severin Simma Dornbirn für die Bereitstellung vieler Unterlagen und Bildern zur Kopie.
Eva Simma Egg Kammern für die Bereitstellung vieler Unterlagen und Bildern zur Kopie.
Die Großmutter von Eva war eine Schwester von Margarethe Ritter.
Andreas Hammerer Egg Hub für Informationen aus dem Egg Museum.
Erwin Feldkircher, Bezau für die Bilder der Ziegelei in Bezau.
Mag. Katrin Netter vom Bregenzerwald Archiv für Bereitstellung von Bildern, dem Video und Information aus dem Bregenzerwald Archiv.
Mag. Elisabeth Wicke Mellau für das Erforschen der Stammbäume und der personellen Zusammenhänge.
Einige Textpassagen und Bilder stammen aus dem roten Heimatbuch der Gemeinde Egg und aus den Büchern 'Stein auf Stein' und 'Land Partie' von Rita Bertolini.
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Alle meine Blog Beiträge sind unentgeltlich. Aber ich würde mich sehr über einen Besuch in meiner kleinen Bar in Egg, Großdorf freuen.
Klaus Riezler.
Ganz tolle Blog. Habe auf dem Foto vom 1967 Einbau einer Heizung meinen Brude Walter Steurer ( Jg. 1936 ) Seniorchef der heutigen Firma Steurer Installationen, den damalige Angestellten Alois Berchtold und auch noch meinen Vater Anton Steurer ( Jg.1906 ) alle aus Schwarzenberg entdeckt. Wollte das Bild für meinen Bruder Walter ausdrucke, ist aber leider nicht gelungen. Trotzdem vielen Dank und Grüße aus Sulzberg Inge Fink-Steurer