Wer in diesem Beitrag auf weitere mediale Sensationen über die Schetteregg gehofft hat, den muss ich leider enttäuschen. Zugegeben, den Titel habe ich bewusst gewählt, da man ja in der letzten Zeit viel über das Schigebiet und auch das Fuchsegg Resort in den Print- und Sozialen Medien gelesen hat. Vermutlich Wahres und Unwahres.
Heute Abend findet eine Gesellschafter Versammlung der Liftgesellschaft im Lifthus statt. Man darf gespannt sein. Meine persönliche Meinung: Ob sie nun Kohler, Fetz oder Sutterlüty heissen; wer ein nachhaltigtes Konzept (möglichst schneeunabhängig) vorweisen kann und dabei noch einheimisches Geld investiert, verdient meine allerhöchste Anerkennung. Vielleicht finden ja alle Protagonisten zusammen und es gibt ein Weihnachtsmärchen.
Trotzdem dürfen wir uns in der vorweihnachtlichen, besinnlichen Zeit auf die Anfänge im Amagmach besinnen. Vor genau 65 Jahren war es soweit mit der ersten Sesselbahn im Bregenzerwald.
Ich darf mich glücklich schätzen, dass mir Erich Behmann zwei Jahre vor seinem Ableben bei einem Besuch die Geschichte der Entstehung des Schigebiets Schetteregg erzählt hat.
Eigentlich steht das Lifthus und damit das technische Zentrum ja eigentlich im Amagmach. Schetteregg ist die Alpe, oberhalb vom Amagmach. Von dem her hätte das Schigebiet auch Brongen, Litten oder sonst etwas heissen können. Aber man hat sich für Schetteregg entschieden, da das Wort auch den Namen unserer Gmeinde beinhaltet.
Lieber Erich, Dir und Deiner Familie sei diese Geschichte gewidmet. Du hast Dich wie kein anderer für die Schetteregg eingesetzt und bist Deiner Familie und vielen anderen damit auch auf die Nerven gegangen. Für mich hattest Du immer den touristischen Weitblick, auch wenn unsere Gemeinde es dir nicht immer gedankt hat.
Im April 1959 begann alles mit einer Taufe. Friedrich Fetz, ehemaliger Egger 'Koratsbüablar' von der Fluh war Besitzer einer großen Schreinerei in Lustenau. Seine Enkeltochter wurde getauft. Götte war der Lindenwirt und Sticker Fritz Bösch aus Lustenau.
Diese beiden Herren hatten die zündende Idee im Amagmach einen professionellen Schibetrieb auf die Beine zu stellen. Fetz kontaktierte seinen Schulfreund Ing. Hans Felder und man besprach die Machbarkeit des Projektes.
Erich Behmann war bereits in der Egger Gemeindevertretung und war für das Resort Fremdenverkehr zuständig. Ende Mai wurde das Projekt in der Bahnhofsrestauration der interessierten Bevölkerung vorgestellt.
Der finanzielle Plan war relativ einfach. Die beiden Lustenauer brachten je 500.000,- und Erich Behmann musste weitere 500.000,- auftreiben. Schlußendlich zeichneten 48 Egger für Liftanteile. Die Gemeinde beteiligte sich mit 100.000,-.
Vorarlberger Nachrichten 8.6.1959
Am 25.6.1959 gab es in der Traube eine konstituierende Sitzung und die Gesellschaft Kohler, Behmann, Bösch und Co. wurde gegründet. (Kohler war der Tierarzt Kohler, gebürtig aus Andelsbuch).
Am 5.7.1959 lud der Lifthersteller Steurer aus Doren die Herren Felder, Fetz und Behmann nach Lech ein um den Schlossberg Sessellift zu besichtigen.
Im Juli war Baustart im Schigebiet Schetteregg. Im Amagmach gab es zu dieser Zeit weder Strom noch Wasser.
Ing. Hans Felder war Chef des Egger E-Werks und veranlasste den Bau einer Freileitung vom Rössle in Ittensberg bis ins Amagmach mit 68 Holzstangen. Das Wasser wurde mit einer 800 Meter Leitung von der Alpe Brongen geholt.
Gasthaus Rössle in Ittensberg.
Baumeister des Lifthauses war Baumeister Helmut Johler aus Alberschwende. Die Sesselbahn wurde von der Firma Steurer aus Doren gebaut.
August Waldner (Jokler) baute kurzerhand aus seinem Bergheu Zimmer einen Kiosk und bewirtete die Arbeiter.
Kiestransport im Amagmach.
Bei der engen Strasse von Großdorf ins Amagmach wurden Ausweichen geschaffen. Die Gemeinde sagte zu, die Schneeräumung zu übernehmen.
Am 21.10.1959 fand im Rössle in Ittensberg die Kommissionierung für die Sesselbahn statt.
Im Oktober kam der erste Schnee.
Othmar Hörburger bringt Material.
Am 27.10. 1059 wurden die letzten Liftstützen aufgestellt.
Pistenplanie an 'Füorstuos Egg'.
Baufortschritt.
Baufortschritt Lifthaus.
Die bergseitige Umlenkrolle ist eingetroffen.
Die Umlenkrolle ist eingetroffen. Friedrich Fetz, Robert Metzler, Erich Behmann,
Richard Metzler, Mina Johler, Hans Jakob Hiller, Arthur Helbock, Helmut Johler,
Othmar Hörburger, Kurt Fetz, Leo Meusburger, ?.
Am 30.11.1959 schrieb Geschäftsführer Erich Behmann die Lift-Gastronomie
zur Verpachtung aus. Der ersten Pächter wurde die Familie Bruno Alster.
Die Familie Bruno Alster war bei der Familie Meusburger (Musars) in Ittensberg im Quartier, bis das Haus an der Wieshalde 193 erbaut wurde.
Günther Alster in Ittensberg im Jahr 1958.
Der Transport der Umlenkrolle zur Bergstation.
Traktor mit Leo Meusburger, Hans Jakob Hiller, Robert Metzler, rechts: Armin Beck, Friedrich Fetz. Auf der Raupe Erich Behmann.
Am 28.12.1959 machte man mit Sandsäcken Belastungsproben an der Sesselbahn.
Am 31.12.1959 fand die Abnahme der Bahn von Oberbaurat Fink statt.
Am 31.12.1959 ging die erste Sesselbahn im Bregenzerwald in Betrieb.
Vorarlberger Nachrichten 31.12.1959
Der Innenausbau des Lifthauses wurde erst im Sommer 1960 fertig.
Das Haus von Oswald Rehm im Amagmach.
August Waldner betrieb seinen Kiosk ab der ersten Saison. Daraus entstand später der Jokler.
Vorarlberger Nachrichten 6.2.1960
Das erste Schirennen in Schetteregg.
Vorarlberger Nachrichten 11.1.1960
Das nordseitige Schneeloch im Amagmach macht sich auch für die Nordischen bezahlt.
Vorarlberger Nachrichten 6.2.1960
Die Idee einer Ringstrasse Egg - Auen - Sibratsgfäll - Hittisau hatte der Großdorfer Tierarzt Jodok Sutterlüty bereits in den 1930er Jahren.
Vorarlberger Nachrichten 18.2.1960
Das erste Vereinsrennen des SC Egg im neuerschlossenen Schigebiet.
Vorarlberger Nachrichten 11.3.1960
Bereits ab 1960 wurden im Gebiet Fohren, Amagmach Grundstücke für Feriehäuser verkauft.
Das Gasthaus von Hugo Felder im Ellmoos.
Gasthaus Felder, Ellmoos
Fritz Meusburger, Theodor Lang, Hugo Felder, Sepp Sutterlüty, Josef Fitz, Franz Sutterlüty.
Die Sesselbahn war damals auch im Sommer sehr attraktiv.
Vorarlberger Nachrichten 24.8.1960
Auf der Alpe Schetteregg entsteht ein Diesel-betriebener Schlepplift.
Vorarlberger Nachrichten 1.12.1960
Vorarlberger Nachrichten 11.3.1961
1961 an Weihnachten wurde der Übungslift von Ing. Hans Felder am Kopachhang in Betrieb genommen. Dieser Lift wurde von Felder auf eigene Rechnung betrieben.
Dies sorgte für gehörige Missmut unter den Gesellschaftern. Im damaligen Eisenbahnergesetz war eine Schutzklausel, nachdem in einem Radius von 300 Meter eines bestehenden Liftes kein anderer Eigentümer einen Lift betreiben durfte.
Friedrich Fetz kündigte daraufhin Felder die Freundschaft. Felder verkaufte den Lift an Tone Rehm, der ihn nach ein paar Jahren an die Schetteregger Liftgesellschaft verkaufte.
Dies waren die Anfänge in unserem Schi- und Wandergebiet.
Das Beste kommt wie immer zum Schluß.
Ing. Emanuel Zimmermann war nicht nur Obmann des Verschönerungsvereines, er soll 1901 auch der erste Schifahrer in Egg gewesen.
Zimmermann war ein Bahningenieur der Wälderbahn und verliess Egg 1902.
Bereits 1902 entdeckte der Skipionier Viktor Sohm aus Bregenz die Egger Berge als ideales Schigebiet. Mit seinen Lindauer Freunden unternahm er Schitouren im Gebiet Brongen, Schetteregg und Gülke.
Viktor Sohm auf Bullersch.
Genächtigt wurde im Rössle in Ittensberg und im Drei König in Großdorf.
Die eigentlichen Wiegen des modernen Skilaufes waren noch vor dem Arlberg das Bödele und die Egger Berge.
Alpe Brongen.
Vorarlberger Landeszeitung 23.3.1906
Vorarlberger Landeszeitung 11.1.1907
1908 wurde unter der Federführung von Bahnhofsvorstand Hans Gamohn aus dem Turnverein heraus die Wintersport Vereinigung Egg-Großdorf gegründet. Dies war der erste Skiclub im Bregenzerwald. Auch eine Rodelsektion wurde gegründet.
Bahnhofsvorstand Hans Gamohn.
Bei der Gründer Versammlung im Gasthaus Drei König in Großdorf am 6.2.1908 wurden gewählt: Obmann Hans Gamohn, Stellvertreter Josef Troy Großdorf, Skiwart E-Werk Betriebsleiter Rudolf Weiss.
Weitere Mitglieder waren: Josef Troy Rain, Josef Willi Hof, Rudolf und Hansjörg Natter Gasthaus Ochsen, Kaspar Rehm Großdorf, Jodok Felder Großdorf, Braumeister Max Ach.
Bildmitte: Drei Königwirt Jodok Felder.
Vorarlberger Volksfreund 14.2.1908.
Das erste Schirennen im Bregenzerwald.
Das erste verbandoffenen Schirennen und Schispringen des Egger Vereines. Gesprungen ist man vom Kirchenbühel in die Melisau.
Das erste Rodelrennen im Bregenzerwald.
Vorarlberger Volksblatt 5.3.1909
1910 löste sich der Verein vom Turnverein und wurde eigenständig.
Die Egger Berge - Wiege des modernen Schilaufs.
Die Pioniere haben sich im Rössle in Ittensberg auf dem grossen Tischtuch von 1900 bis 1910 verewigt.
Die Rösslewirtin Rosa v.d.Thannen hat später die Signaturen nachgestickt. Dieses Zeitdokument ist heute in Besitz des FIS Schimuseums in Damüls.
Ich darf mich recht herzlich für die Bilder und die Informationen bedanken bei Erich, Richard und Michael Behmann.
Dieser Bericht is ein kleiner Auszug meiner digitalen Bilderbuch Chronik 'Egger Dorfgeschichten von 1850 bis 2025', die pünklich zum Jubiläumsjahr 2025 erscheinen wird.
Der Archiv Blog von Klaus Riezler ist ein Medium des Egger Kulturvereins
Infos und Tickets zu den monatlichen Veranstaltungen findet ihr hier:
Dieser Artikel zeigt mal wieder, dass Vieles ohne die Initiative und den Ehrgeiz Einzelner nicht möglich ist. Dieser Artikel zeigt aber auch, dass ein Einzelner - nämlich Klaus Riezler - uns noch mal klar macht, dass ohne die Initiative und den Ehrgeiz Einzelner so manches nicht zustande gekommen wäre. Obwohl ich weder in Eurer Gegend wohne noch Schi fahre, danke ich Klaus Riezler. Liebe Grüße aus Köln, Hildegard Heibach
Wieder ein super historischer und sehr informativer Beitrag. Ich hoffe, dass das Schigebiet Schetteregg weiter bestehen bleiben kann.
Liebe Grüße Ferde Hammerer Wolfurt
So ein interessanter Beitrag!!!!!